Ratsame soziale Haltungsformen & Anfänger-Tipps

Empfehlung

Neu-Chinchillahaltern und Personen mit stark beschränkter Platzkapazität rate ich dringend zu einer Paarhaltung. Dabei ist es eher irrelevant, welches Geschlecht die Tiere jeweils haben, wichtig ist, dass sie a. bereits aus der Pubertät raus sind und b. sich bereits länger kennen und mögen.
Falls man sich zur verschiedengeschlechtlichen Haltung entscheidet, sollte der Bock kastriert werden - es gibt genug Chinchillas in Tierheimen, Vermittlungsseiten und bei Züchtern. Zudem sollte sich jeder, der züchten möchte, ein gewisses Wissen zur Zucht (Genetik etc.) aneignen, des Weiteren genug Platz, Geld und Zeit zur Verfügung haben. Zielloses Vermehren ist abzulehnen.
Denkbar ist auch eine Gruppenhaltung von 3-4 Tieren, jedoch gelten an der Stelle die selben Regeln wie bei der Pärchenhaltung, insbesondere wenn man sich für eine reine Böckchenhaltung entscheidet. Zudem sollte der Käfig unbedingt gut strukturiert und groß genug sein.

Gründe gegen Jungtiere

Eine Vergesellschaftung fremder Tiere ist aus vielerlei Gründen nicht einfach, v.a. für Nicht-Erfahrene. Schon allein deswegen bietet es sich an, eine gefestige, ältere Chinchillagruppe/ -pärchen zu wählen.

Ferner: Jungtiere sind zwar i.d.R. einfacher zu bereits erwachsenen Chinchillas zu vergesellschaften, kommen allerdings irgendwann, spätestens mit einem Jahr, in die Pubertät, in der es zu Jägereien und anderen Konflikten kommen kann, da das heranwachsende Chinchilla dem anderen/ den anderen den Rang streitig machen, sich beweisen und die Grenzen austesten will. Ebenso festigt sich der Charakter der Tiere erst in dieser Zeit und es zeigt sich erst hier, ob die Individuen vom Wesen her zusammen passen oder nicht!

Diese Wandlungen können einen positiven Ausgang nehmen, aber auch einen negativen (Gruppensplit). Die selbe Gefahr besteht gleichfalls bei reinen Jungtiergruppen und -pärchen oder bei einem generellen Versuch eine stabile Gruppe mit weiteren (Jung-)Tieren zu erweitern. Dessen sollte man sich immer bewusst sein und eine Notlösung parat haben: Habe ich genug Platz, Geld, Zeit um weitere Gruppen aufzumachen? Wenn nicht, bin ich in der Lage die Chins so lange zu behalten bis ich einen geeigneten Abnehmer finde oder muss das Tier doch ins Tierheim? usw.

Das Trauma-Mythos

Häufig entscheiden sich Neulinge ihre Chinchillas beim Hobbyzüchter zu holen, da sie annehmen, dass Secondhand-Chinchillas bzw. Chinchillas aus zweiter Hand oder Tiere aus Tierheimen traumatisiert und verhaltensgestört seien. Sie würden weniger zahm werden etc. Das stimmt so absolut nicht! Ich selber habe mehrere Tiere aus Tierheimen, Hobbyzuchten, Vermehrern, Secondhandchins und welche aus der Zoohandlung. Es gibt keinen Anhaltspunkt, dass Chinchillas aus einer Hobbyzucht "normaler" oder einfacher zu halten seien! Gerade meine Tierheimböckchen, die stark traumatisiert sein müssten, weil sie aus schlimmer Haltung stammen, sind die zahmsten und verträglichsten meiner Truppe. Einige der Hobbyzuchtchins sind hingegen extrem scheu. Eine Regelmäßigkeit existiert nicht und man kann Aussagen über das Wesen des Tieres keineswegs pauschalisieren!

 

Zoohandlungstiere oder Chinchillas vom Hobbyzüchter können genauso traumatisiert (oder aber auch krank) sein wie ein Chin aus dem Tierheim oder ein Secondhandtier (= Tiere, die aufgrund von Zeitmangel, Hobbyaufgabe, Überforderung, Umzug usw. abgegeben werden).

Bevor man sich also wegen falscher Überzeugung dafür entscheidet, Chinchillas vom Hobbyzüchter zu kaufen, sollte man sich in Tierheimen in seiner Umgebung umhören oder aber die Anzeigen auf Vermittlungsseiten durchstöbern, denn dort warten tausende Chinchillas auf ein neues liebevolles Heim und eine neue Chance ohne Vorurteile.