Erfahrungsbericht 1: Gemeinschaftshaltung von Chinchillas und Degus

Die Vorgeschichte

Bei mir zu Hause leben im Moment insgesamt 6 Chinchillas und 5 Degus. Vor einiger Zeit gab es in meiner Chinchilla-Gruppe (8 Tiere) leider einen Todesfall und seitdem hat sich die Gruppe zerteilt. Nach vielen Versuchen hatte ich es geschafft, die Tiere zu gruppieren, dass es wieder gut klappte. Den großen Käfig habe ich zwar dann leider in zwei teilen müssen, aber ich hatte wieder glückliche Tiere! Außer mein Sorgenkind Carlos; er blieb alleine und wollte keinen Partner mehr akzeptieren. Von den vorigen Gruppenmitgliedern hielt er nichts mehr und auch mehrere Versuche mit fremden Tieren haben nichts ergeben als Streit und Stress. Ich hatte schon öfter von sogenannten “Einzelchins” gehört, aber das wollte ich meinem Carlos nicht zumuten. Er baute immer weiter ab, trank und aß nicht mehr wirklich und saß nur noch in einer Ecke des Käfigs. Sogar in den Auslauf wollte er nicht mehr. Zu der Zeit ungefähr kamen zwei Notfall-Degus zu mir, deren Käfig neben Carlos stand. Da stimmte die Harmonie auch nicht mehr wirklich und ich habe beide trennen müssen, um größere Verletzungen zu vermeiden. Drei einzelne, depressive Tiere im Haus: ich war totunglücklich! Dann merkte ich, dass es mit Carlos und Tesla (einer der Degus) wieder langsam bergauf ging, seit sie durch die Gitter die Möglichkeit zum Kontakt hatten. Nach tagelangem Recherchieren habe ich dann endlich dazu entschlossen, eine Vergesellschaftung zwischen den beiden zu versuchen.

Die Vergesellschaftung

Der erste “echte” Kontakt fand unter strenger Aufsicht von meinem Freund und mir statt: Carlos auf meinem Arm und Tesla auf seinem. Sie kannten sich ja bereits und so wurde fleißig geschnuppert und erkundet. Beide waren sehr neugierig aber keineswegs aggressiv oder gestresst. Somit entschlossen wir, sie in einem kleinen Zimmer zusammen laufen zu lassen. Zum ersten mal bewegten sich die beiden wieder richtig und ließen sich nicht aus den Augen. Vor allem die Schwänze werden gründlich studiert. “Was hat der da doch für ein langes Ding am Hintern?” und “Ooh, wie ist der weich! Und das Buschige Zeugs da, herrlich!” schienen so ihre Gedanken gewesen zu sein. Dann teilte ich eine Nuss aus. Carlos kam als erster und nahm sich seine Belohnung. Keine 5 Sekunden später hätte Tesla auch eine haben können, aber nein, es musste die von Carlos sein. Sie stritten sich um die Nuss und ich habe Todesängste ausgestanden weil ich dachte: “Was wird der riesiges Chinchilla wohl mit dem kleinen Degu anstellen, wenn es ihm nicht passt?” Relativ schnell wurde ich dann beruhigt, denn der Degu schien sich gut zu verteidigen.

Glücklicherweise blieb es beim Streit um die Nuss und es wurde nichts seriöses draus. Das haben wir ein paar Tage getan, jeden Abend und haben sie jeweils für die Nacht wieder in Ihre Käfige gesetzt. Wir kauften einen Schrank und bauten diesen um, quasi als komplett neuen Käfig für beide.

Nach ungefähr einer Woche wagten wir den Schritt und ließen nach dem Auslauf beide zusammen in ihren neuen Käfig. Der wurde erkundet, jedoch nicht ohne den anderen in seiner Nähe zu wissen. Müde legten sich wenig später beide eng aneinander gekuschelt auf den Kork und schlummerten

langsam ein. Das war ein herrlicher Moment, denn ab dann ging es nur noch bergauf: beide nahmen zu und wurden wieder aktiv!

Nun blieb noch Galileo, der (wie sich herausstellte) eine tragende Galilea war und nun ganz alleine. Da sich herausstellte, dass die Carlos-Tesla Beziehung so gut klappte wagte ich einen ähnlichen Versuch der Vergesellschaftung zwischen meiner 6er-Gruppe und Galilea. Das ging leider gründlich in die Hose: alle beteiligten waren extrem unruhig und die Stimmung war sehr angespannt.

Nachdem sie sich gegenseitig anfielen habe ich entschlossen, diesen Versuch abzubrechen. Also holte ich noch zwei weibliche (leider auch bereits tragende) Degus ins Haus aber auch die VG passte nicht. Letztenendes habe ich die zwei “neuen” Degus gut (jedoch einzeln) mit den Chinchillas vergesellschaften können (überwiegend im kleinen Auslauf), Galilea blieb jedoch alleine. Glücklicherweise habe ich sie mit ihren Töchtern vermitteln können.

Da Tesla sehr aktiv war und ich das Gefühl hatte, dass ihm ein Artgenosse nicht schaden könnte, versuchte ich eine VG mit allen Männchen aus den Würfen, doch alles vergebens. Weder Carlos noch Tesla akzeptierten jemanden und nach jedem VG-Versuch war ihre Beziehung kurzzeitig unstabil. Wir entschlossen also, sie zu zwei zu lassen und seitdem klappt alles bestens.

In der anderen Gruppe hat sich bei den Chinchillas noch ein wenig was geändert (Vermittlung, ein weiterer Todesfall nach langer Krankheit und drei Notfällchen aus Frankreich) aber jetzt sind die 5 Chins und 2 Degus glücklich zusammen. Sie putzen sich gegenseitig, schlafen auf einem Haufen und der Auslauf wird auch zusammen genossen. Zu meinem Erstaunen sind allerdings die kleinen Degus ganz oben in der Rangordnung. Wenn sie etwas wollen (gerade frische Kräuter rein, zufällig gleichzeitig Durst,...) zeigen die Degus schon, wer der Boss ist und die Chins haben keine Chance!

Der Käfig

Carlos und Tesla leben in einem Umgebauten Schrank mit den Maßen: 2 Meter lang, 1 Meter hoch und 60 cm tief. Die größere Gruppe lebte erst in einem 2*2*1 Meter Gitterkäfig, der musste jedoch in der neuen Wohnung gegen einen Eck-Eigenbau umgetauscht werden. Die Länge der Hinterseiten ist jeweils 1.20 Meter und die Höhe ist 2.40 Meter, eingeteilt in drei miteinander verbundenen Teilen. Die Einrichtung ist natürlich: viel Kork, Holz, Kletteräste, Steine aber auch Ton, Hängematten (sehr beliebt bei den Degus), Häuschen, Brücken, … Das mit den Pipi-Schalen verstehen die Degus eher weniger, die machen also überall hin. Sie springen weniger als Chins und Klettern lieber. Darum habe ich etwas mehr (auch dünnere) Äste reingelegt. Natürlich haben sie auch einen Laufteller. Die Chins nutzen ihn eher nicht aber wenn die Degus keinen hätten, würden sie mich verrückt machen durch ihr Gitter-Nagen!

 

Die Ernährung

Meine Tiere werden alle naturnah ernährt. Als Kraftfutter bekommen sie eine Samenmischung und dabei eine Mischung aus Kräutern, Blüten, Blättern (frisch sowie getrocknet) sowie Obst und Gemüse. Bei Degus muss man besonders darauf achten, dass die nicht zu viel Zuckerhaltige Nahrung bekommen, da sie schnell zuckerkrank werden. Ansonsten ist die Ernährung (wenn naturnah) bei Degus und Chinchillas gleich.

 

Der Umgang

Degus sind immer stundenweise aktiv, Chinchillas meist Nachts. Das sorgte am Anfang für etwas Unruhe, jedoch lernten die Tiere schnell und erstaunlicherweise die Ruhe der anderen zu respektieren. Das Schlafhaus ist Tabu, wenn die Degus wach sind und wenn sie schlafen wollen, legen sie sich dazu. Wenn sie dies tun wollen während die Chins wach sind haben sie ihren eigenen kleinen Platz ganz oben.

Die Arten gehen sehr liebevoll miteinander um: kuscheln, putzen und schlafen – alles gemeinsam.

Deutlich haben die Degus die Spitze in der Rangordnung, dies scheint jedoch kein Problem darzustellen sobald dies eindeutig geklärt ist.

(c) Nadine B.

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Kommentare: 4
  • #1

    Eva Wallner (Dienstag, 12 Mai 2020 00:25)

    Hey, ich bekomme bald auch Chinchillas und wollte die unbedingt auch zu meinen Degus setzen, aber alle verteufeln mir diese Idee und das hat mich irgendwie wütend gemacht, da ich gerade auch bei dir gelesen habe, dass sie verwandt sind und es funktionieren kann.

    Was denkst du und wie soll ich am Anfang beginnen, wenn die Chins da sind? ❤️

    Kannst mir gern auch hier antworten :
    laboumkm@outlook.de

  • #2

    Aleksandra (Chinchilla-Scientia-Team) (Donnerstag, 14 Mai 2020 22:29)

    Huhu,

    das Wichtigste vorab wäre es, zu wissen, wie groß das gemeinsame Gehege für beide Tierarten sein wird. Ist es wirklich groß genug (also mehrere qm)? Ist es gut strukturiert, also mit Raum nach oben für die Chins und mit viel Struktur unten für alle?
    Wenn das gemeinsame Zuhause zu klein ist, kann es zu Problemen kommen.

    Zur Vergesellschaftung:
    1. Man gibt den Tieren gemeinsamen Auslauf auf möglichst neutralem Boden mit genügend Versteckmöglichkeiten (mit jeweils min zwei bis drei Ein-/Ausgängen)
    2. Wenn das gut läuft, lässt man das gemeinsame Gehege offen und die Tiere dürfen während dem Auslauf rein und raus wie sie möchten.
    3. Läuft auch das gut, so schließt man die Türen des Geheges kurzzeitig und öffnet sie wieder und verlängert die Geschlossen-Sein-Phasen immer mehr.
    4. Die Tiere bleiben nun schließlich nach dem Auslauf gemeinsam im Gehege, man sollte in den ersten Nächten aber dabei bleiben / dort im Raum übernachten.


    Falls ihr euch für diese Haltungsform entscheidet, meldet euch gerne bei uns und wir stellen sie hier dann auch vor :)

    Liebe Grüße

  • #3

    Ralf (Dienstag, 13 Juli 2021 01:29)

    Hallo, mein Chin ist seit langem alleine und alle VG-Versuche sind gescheitert, in jeder Geschlechterkonstellation und mit jeder artgerechten VG-Methode. Deshalb habe ich mich dazu entschieden Degus aufzunehmen und sie mit meinem Chin zu vergesellschaften. Ich bin nach der von euch beschriebenen Methode vorgegangen. Heute ist die erste Nacht im gemeinsamen Käfig. Alles lief gut, nur jetzt hat sich mein Chin auf der obersten Etage, auf die die Degus nicht kommen, verschanzt. Kann das normal sein oder ist das ein schlechtes Zeichen? Danke und viele Grüße.

  • #4

    Julia (Sonntag, 04 Februar 2024 11:11)

    Wie gross sollte der Käfig sein für 3 Chins und 3 Degus? Reicht 300 cm lang 100 cm tief und 200 cm hoch, oder sollte dies grösser sein? Wie sollte dieser ausgestattet sein, da ich unterschiedliche Bilder gesehen habe.

    Zu mir sagte man immer, das es gefährlich sei und dass beide Arten sehr schwer sind zum gesellschaften