Standort des Chinchilla-Käfigs

In welchem Raum, bei welcher Temperatur, usw. darf man Chins unterbringen?

Zum Standort bzw. Räumlichkeiten

Für den Chinchillakäfig und seinen Standort, unabhängig davon welchen man wählt, gilt stets:

  • nicht in direkter Sonne
  • nicht direkt am Fenster
  • nicht im Durchzug
  • nicht draußen (Balkon, Garten, Terrasse)
  • nicht im Raum mit hoher Luftfeuchtigkeit (d.h. nicht über 55% (Wenzel)), somit auch nicht im Raum, wo gebadet, geduscht oder viel gekocht wird und man dies nicht kompensieren kann
  • nicht im Raum mit Temperatur über 26, Idealtemperatur für Chinchillas ist 16-18 Grad (Wenzel), Näheres zum Thema Temperatur siehe unten
  • nicht im Raum ohne Tageslicht
  • nicht im Raum ohne Fenster
  • nicht im Raum, in dem geraucht wird
  • nicht im Raum, in dem es tagsüber laut und störend ist (keine sehr laute Musik und TV, Schreien, Türen Zuknallen, absichtliches Wecken, ständig bellende Hunde, auf dem Käfig herumtreibende Katzen, schreiende Vögel, Kinder die gegen den Käfig rennen/ hauen, häufige Arbeiten am und im Käfig)
  • nicht im Raum, in dem die Chins stark abgeschottet und schwer und nicht stets für den Halter zu erreichen sind
  • nicht in dem Raum, in dem die Nachtaktivität für den Halter störend ist (Schlafzimmer & leichter Schlaf; Arbeitszimmer & Heimarbeit in der Nacht)
  • nicht in dem Raum, der sauber bleiben muss (Allergiker/Staub; Einstreu/Sand; z.B. Schlafzimmer, Kinderzimmer...)


Zusammengefasst sind folgende Kriterien bei der Wahl der Räumlichkeiten also wichtig:

  • (Schlaf-)Ruhe für die Tiere am Tag
  • geeignetes Klima für die Tiere (Temperatur, Luft, Sonnenlicht, Luftfeuchtigkeit)
  • Hygiene & Gesundheit, Verschmutzung durch die Tiere (Einstreu, Sand, Staub)
  • Störung des Halters durch die Lautstärke, die von den Tieren ausgeht
  • enger Kontakt zu den Tieren, Beobachtungsmöglichkeit

Fernsehen und Musik in angemessener Lautstärke, Menschen, die miteinander sprechen, vorbeilaufende Personen, Staubsaugen etc. stören Chinchillas nicht. Sie gewöhnen sich an die alltäglichen Begebenheiten.

 


Sind alle oberen Kriterien erfüllt, so kämen als Käfigstandort folgende Räume infrage:

  • Chinchillazimmer
  • Kleintierzimmer (ohne laute Vögel)
  • Wohnzimmer
  • Arbeits- und Hobbyraum
  • Keller
  • Garage, Gartenhäuschen
  • Flur
  • Abstellkammer
  • Garage
  • (Küche - nicht bei häufigem Kochen wg. der Luftfeuchtigkeit)


Badezimmer
Da das obere Kriterium der niedrigen Luftfeuchtigkeit schwer erfüllt werden kann (im kleinen Bad eigentlich gar nicht), ist das Badezimmer ein ungeeigneter Käfigstandort. Schafft man dennoch die Luftfeichtigkeit niedrig zu halten (durch offene Fenster und Türen großes Bad etc.) und die anderen Kriterien zu erfüllen, ist das Bad aber auch als Standort möglich.

 

Schlafzimmer und Kinderzimmer

Chinchillas sind in der Nacht laut. Sie nagen am Holz, sie laufen Rad/ Teller, sie sprechen miteinander, sie toben blitzschnell durch den Käfig, sie springen an Einrichtungsgegenständen und am Gitter ab und sie werfen auch mal Dinge durch die Gegend... Das ist ein natürliches Verhalten und sollte gefördert und nicht unterbunden werden. Es dient der Gesundheit der Tiere. Es gibt sicherlich Halter, die können trotz dieser Lautstärke schlafen können. Ich könnte dies nicht und viele andere ebenso wenig. Zudem stauben Chinchillas (Sand, Einstreu, Futter) z.T. stark. Für Kinderzimmer sind Chinchillakäfige aus den genannten Gründen also ebenso wenig nicht geeignet.

 

Nochmal zum Keller

Wenn der Keller nicht schimmlig, dunkel und ohne Fenster, also nicht ganz ohne Tageslicht ist, spricht nichts dagegen. Im Gegenteil: im Sommer haben es die Tierchen schön kühl.
Einen Nachteil hat dieser Haltungort dennoch: je nach Begebenheit wenig(er) Kontakt zu seinen Tieren.


Zur Temperatur

Chinchillas können bereits ab 20°C in einen (milden) Hitzestreß kommen, welcher sich signifikant auf die Bewegungsaktivität und/oder die Körpertemperatur auswirkt, da zB die mit der Bewegungsaktivität verbundene Wärmeproduktion nicht mehr vollständig an die Umgebung abgegeben werden kann, wie Auke A. Boersma bereits 1994 im Rahmen der Dissertation "Untersuchungen zur Bewegungsaktivität und Körpertemperatur beim Chinchilla (Chinchilla laniger)" festgestellt hat und auch die Angaben älterer Publikationen zur themoneutralen Zone* kritisch hinterfragt.

Zitat :
[...] Die kommerzielle Chinchillahaltung trägt, wenn auch eher auf empirischer Grundlage und aus wirtschaftlichem Interesse, diesen besonderen Verhältnissen beim Chinchilla Rechnung, indem im allgemeinen Umgebungstemperaturen von 15 - 18 °C, also unterhalb der themoneutralen Zone, zur Zucht empfohlen werden (MOSSLACHER, 1981; BICKEL, 1983, SCHREIBER, 1985). Die Vermehrung der Chinchillas, die auch als Hinweis für das Wohlbefinden der Tiere betrachtet werden kann, ist in diesem Temperaturbereich optimal. Die in der Literatur genannten, tolerablen Obergrenzen der Umgebungstemperatur von 26°C (ISENBÜGEL, 1985) bzw, 28-30°C (MÖSSLACHER, 1981) liegen unter tierschützerischen Gesichtspunkten bei langen Expositionszeiten eher zu hoch. Auch die zunehmende Verbreitung von Chinchillas als Heimtiere (HARTMANN, 1993), bei denen die Tiere den in - meist nicht klimatisierbaren - Wohnräumen herrschenden Umgebungstemperaturen von oft über 20 °C ausgesetzt sind, sollte vor diesem Hintergrund kritisch beleuchtet werden.
Zitat :
In another series of experiments 2 chinchillas were exposed to elevated enviromnental temperatures of 20 øC**, 24 øC*** and 26 øC**** over a period of several weeks. A significant reduction of the mean level of motor acitivity and significant elevation of mean body temperature were observed. In one chinchilla, the circadian rhythm and the ultradian rhythms were seriously disturbed. These results could be due to a higher sensibility of chinchillas to moderately elevated environmental temperatures than were suggested by the data for the thermoneutral zone of chinchillas given in literature. They confirm the range of environmental temperature of 15 - 18 øC for housing of chinchillas proposed by commercial chinchilla breeders and give reason to think critically about the environmental temperatures at which chinchillas are housed as pet animals.

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* Themoneutrale Zone: Als thermoneutrale Zone wird ein Temperaturbereich der Tierumgebung angesehen, der keine Energie zur Thermoregulation erfordert. In dieser Zone herrschen optimale klimatische Bedingungen für Gesundheit und Leistung In der thermoneutralen Zone befindet sich auch der Bereich des thermischen Wohlbefindens. tierschutz-tvt .de/merkblatt100.pdf
** bei 58% relative Luftfeuchte
*** bei 52% relative Luftfeuchte
**** bei 49% relative Luftfeuchte

 

Ferner gibt es in einem Degubuch (vgl. Tremblay, M. (2000): Le Chinchilla. Le jour, éditeur. Québec.) eine Formel, anhand welcher man berechnen können soll, ab wann die Temperatur für unsere Tiere gefährlich sein soll. hierbei wird die Temperatur ND die Luftfechigkeit betrachtet, denn wie bereits gesagt, ist hohe Temperatur mit hoher Luftfeuchte für Chins gefährlicher als hohe Temperatur mit geringer Luftfeuchtigkeit.

Die Formel lautet:
Temperatur in Fahrenheit*)+ Luftfeuchtigkeit in Prozent

-) Resultat kleiner als 150, so ist das Raumklima OK
-) ist die Summe größer als 150, besteht Gefahr

*) Umrechnung von Temperatur in Fahrenheit:
(Temperatur in °C * 1,8 ) + 32 = Temperatur in °Fahrenheit

Natürlich bietet die Formel nur eine grobe Richtlinie, man sollte dennoch v.a. seine Chins gut beobachten.

 


Kann man Böckchengruppen in einem Raum halten, in dem auch Weibchen leben?

Das kommt immer auf den einzelnen Charakter der Böckchen an. Manchen macht die gemeinsame Raumhaltung nichts aus, andere Jungs reagieren auf den Geruch und die Laute der Weibchen stärker, insbesondere wenn diese hitzig, also aufnahmebereit, sind. Dann kann es zu Jagereien, Streit und schlimmstenfalls zu Beißereien zwischen den Böckchen kommen. Daran können Gruppen sogar zerbrechen. Man sollte das Risiko also nur bei sehr friedlichen, wenig hormongetriebenen und stabilen Bockgruppen eingehen.