Sekundäre Inhaltsstoffe in Pflanzen - Vorstellung einiger wichtigster Stoffe und ihrer Wirkung

1. Definition

Man unterscheidet zwischen primären Pflanzenstoffen (Kohlenhydrate, Fette, Proteine) und den sekundären Pflanzenstoffen, auch Pflanzeninhaltsstoffe, Phytamine (Phyto = griech. Pflanze) oder Phytochemikalien genannt.
Wie ihr Name schon sagt, werden die sekundären Pflanzenstoffe - einfach ausgedrückt -  im Gegensatz zu den primären Pflanzenstoffen, die im primären Stoffwechsel der Pflanze hergestellt werden, im Zuge des sekundären Stoffwechsels gebildet.
Primäre und sekundäre Pflanzenstoffe kommen ausschließlich in pflanzlichen Organismen vor.

2. Funktion und Aufgaben

Die primäre Pflanzenstoffe wirken bei Mensch und Tier als Energielieferant, die sekundären dienen diesen dazu Schädlinge (Fressfeine, Parasiten und andere Krankheitserreger) fernzuhalten (z.B. durch bestimmte Duft-, Geschmacksstoffe oder Farben), als Lockstoffe für Insekten zur Bestäubung und Samenverbreitern (z.B. Duft- oder Farbstoffe), als Schutz vor UV-Strahlung oder als Wachstumsregulatoren.
Sie üben eine bestimmte Wirkung aus, welche gesundheitsfördernd, und je nach Dosis und Stoff gesundheitsschädlich sein kann. Neben Vitaminen und Mineralstoffen werden deshalb diese Pflanzenstoffe und ihre Eigenschaften zur Herstellung von Medikamenten, Hygiene- und Pflegeartikel benutzt.
Weißkohl z.B. beinhaltet allein 49 verschiedene sekundäre Pflanzenstoffe. Bisher sind erst 5% der vorkommenden Pflanzen auf ihre sekundären Pflanzenstoffe untersucht, dennoch sind bereits über 100.000 verschiedene sekundäre Pflanzenstoffe bekannt!

3. Vorstellung einiger sekundärer Pflanzestoffe

3.1. Ätherische Öle

Hier handelt es sich um keine fetten Öle, sondern nur trockene Öle. Sie zeichnen sich durch ihren charakteristischen Geruch aus, das Öl samt dem Geruch bietet Abwehr vor Fressfeinden, Bakterien, Viren und Pilzen.
Ätherische Öle wirken desinfizierend bzw. keimtötend (Bakterien, Würmer, Viren, Pilze), schleimlösend, krampflösend, blähungstreibend, entzündungshemmend, schmerzlindernd, beruhigend oder anregend.
Sie werden bei Atemwegs- und Verdauungskrankheiten eingesetzt.
Unverdünnt können sie reizend auf (Schleim-)Häute wirken und je nach Verträglichkeit allergieauslösend (Asthma, epileptische Anfälle) sein, sie dürfen nicht in Kontakt mit den Augen oder den Schleimhäuten kommen.
Eine Anwendung ist innerlich und äußerlich möglich, die Wirkstoffe werden über die Haut, Schleimhäute, Lunge, Magen und Darm aufgenommen. Manche Öle sind ab bestimmter Menge giftig.
Ätherische Öle sind enthalten u.a. in (Schwarz-)Kümmel, Fenchel, Anis, Kamille, Nadelbäumen, (Pfeffer-)Minze, Lavendel, Salbei, Eukalyptus, Jasmin, Thymian, Melisse, Rosmarien, Basilikum, Oregano, Nelke, Bohnenkraut, Zimt, Wiesen-Bärenklau.


3.2. Bitterstoffe

Bitterstoffe geben den Pflanzen ihren charakteristischen bitteren Geschmack. Sie sind jedoch keine chemisch homogene Gruppe. Zu den Bitterstoffen zählen z.B. Lactucin, Koffein und Glucosinolate. Sie wirken stimulierend und regulierend auf die Verdauung und das Immunsystem, appetitanregend und verdauungsfördernd, da sie die Gallen- und Magensaftsekretion fördern. Sie können bei Magen-Darm-Beschwerden v.a. bei Verstopfung und Blähungen, da sie die Darmperistaltik anregen, bei Appetitlosigkeit und zur Bekämpfung von krankmachenden Keimen eingesetzt werden. Enthalten sind Bitterstoffe z.B. in Zichoriengewächsen, Lattichen, Andorn, Eisbergsalat, Artischocke, Mariendisteln, Liebstöckel, Wermut, Engelwurz, Löwenzahn, Gänseblümchen, Hopfen, Schafgarbe und in diversen Gewürzkräutern wie Basilikum. Manche Bitterstoffe sind in größerer Menge aber auch giftig, so z.B. das Cucurbitacin in Zierkürbissen.


3.3. Schleimstoffe

Schleimstoffe sind ebenfalls eine chemisch heterogene Gruppe, sie dienen den Pflanzen als Schutz. Fast alle pflanzlichen Schleimstoffe bestehen aus Heteropolysacchariden (z.B. Pektinen). Sie wirken reizlindernd und schützend bei gereizten Schleimhäuten des Magen-Darms und der Atemwege, pH-neutralisierend und kotregulierend. Schleimstoffe werden bei Verstopfung, Durchfall, Husten, Entzündung der Schleimhäute im Verdauungstrakt, bei Ver- und zur Entgiftung, um den Blutzucker zu senken und im bei Entzündungen im Mund-Rachenbereich eingesetzt. Enthalten sind Schleimstoffe in Lein, Flohsamen, Getreide, Huflattich, wilder Malve, Portulak, Beinwell, Isländischen Moos, Lindeblüten, Spitzwegerich, Wollblume und Algen.


3.4. Sulfide

Bei Sufiden handelt es sich um schwefelhaltige Verbindungen. Sulfide sind insbesondere bestimmte natürliche, als unangenehm empfundene, Geruchsstoffe oder aber auch natürliche Aminosäuren wie Methionin. Sie wirken krebsvorbeugend (v.a. Magenkrebs), wachstumshemmend auf Mikroorganismen (Bakterien, Viren, Pilze) und antioxidativ. Eingesetzt können Sulfide z.B. zur Blutgerinnselvorbeugung oder Cholesterinspiegelsenkung; sie können aber auch Allergien hervorrufen. Sie kommen in Zwiebeln, Lauch, Spargel und Knoblauch vor.


3.5 Alkaloide

Unter den Pflanzeninhaltsstoffen bilden Alkaloide die zahlenmäßig größte und artenreichste Gruppe. Oft sind sie hochgiftig, organ- z.B. leberschädigend, sie finden jedoch häufig auch Anwendung in Arzneimitteln. Sie schmecken oft bitter, der Geschmack hat also die Aufgabe Fressfeinde abzuwehren. Ein Alkaloid ist das Nikotin des Tabaks, Cocain des Cocastrauches, Koffein des Kafees, Morphis und 39 weitere im Schlafmohn - aus dem Milchsaft der Pflanze wird Opium und letztendlich Heroin hergestellt sowie das Morphin als Teil der modernen Schmerztherapie; in Nachtschattengewächsen ist das halluzinogene Tropan-Alkaloiden enthalten und in grünen Pflanzenteilen der Tomate, Kartoffel oder den Früchten des Bittersüßen Nachtschattens Solanin(-Alkaloide). Pflanzen, die Alkaloide enthalten, wären u.a. ferner Jakobs-Greiskraut, Blauem Eisenhut, aber auch Beinwell und Huflattich (giftig nur, wenn sie länger in größerer Menge am Stück eingenommen werden), Nachtschattengewächse wie Tollkirsche, Bilsenkraut und Stechapfel.


3.6. Glykoside

Zu den Glykosiden hören: a) cyanogene Glykoside, b) Senfölglykoside, c) Flavonide, d) Steroidglykoside und e) Saponine.

a) Bei cyanogenen Glykosiden wird die giftige Blausäure gebildet. Sie wirkt auf die Atmungskette und hemmt die Energiesynthese. Ihr spezifischer Geschmack schreckt Tiere davon ab, Pflanzen(teile), die diesen Stoff beinhalten, zu fressen.
In kleiner menge Enthalten sind sie in Bittermandeln, Kernen von Kern- und Steinobst, ferner in Blättern des Kirschlorbeer, in der Rinde der Traubenkirsche und in den Nadeln der Eibe.

b) Senfölglykoside (auch Glucosinolate,Thioglucoside) werden nach Abspaltung des Zuckerrestes gebildet, sie schmecken und reichen scharf-stechend um so Fressfeinde abzuschrecken - von Tieren werden sie deshalb nur mit Bedacht verspeist.
Glucosinolate kommen insbesondere in der Pflanzenfamilie der Kreuzblütler (Brassicaceae) vor, z.B. in Senf, Kresse, Kohlgemüse, Meerrettich, Rettich, Steckrüben, Radieschen sowie in  Wiesenpflanzen wie dem Wiesenschaumkraut oder in der die Knoblauchsrauke.
Wie Studien belegen sie sind die Antikrebs-Stoffe Nummer 1: hoher Verzehr von Kreuzblütlern geht mir einem niedrigen Krebsrisiko einher. Ferner schützen Senfgykoside vor freien Radikalen und wirken im Blut Lipidgehalt senkend.

c) Flavonoide kommen vorwiegend in den Randschichten von Obst und Gemüse vor. Sie verleihen den pflanzen ihr Farbspektrum von gelb bis rot und von bla bis violett. Durch das Schälen von Obst und Enthäuten von Gemüse können sie fast vollständig entfernt werden, weiteres Verarbeiten und Lagern verringert den Gehalt auch um ca. 50 % gegenüber frischen, unverarbeiteten Lebensmitteln
Enthalten sind sie u.a. in Äpfeln, Preiselbeeren, Brokkoli, Mariendisteln, Weißdorn, Birke, Stiefmütterchen, Ackerschachtelhalm, Endivie, Pfirsich, Aprikose, Johannisbeere, Sojabohne, Malvenblüten, Heidelbeere
Ihr Wirkungsspektrum ist sehr breit. Sie wirken wachstumshemmend auf Bakterien und Viren, entzündungshemmend, immunmodulatorisch, antihepatotoxisch, antikanzerogen, durchblutungsfördernd, spasmolytisch, diuretisch, antiallergisch, antioxidativ; angewandt werden sie bei Herz- und Kreislaufkrankheiten, Funktionsstörungen der Leber, Vorbeugung des Wachstums von Tumoren und zur Immunsystemstärkung.
Für Chinchilla & Co sind sie i.d.R. nicht giftig.

d) Herzwirksame Steroidglykoside sind hochgiftig für Mensch und Tier, enthalten in Rotem Fingerhut, Nieswurz, Maiglöckchen, Pfaffenhütchen, Milchstern, Kronwicke, Goldlack, Adonisröschen und Oleander. In entsprechender synthetischer Dosierung werden jedoch auch sie als Medizin mit einer positiven Wirkung auf den Herzmuskel eingesetzt.

e) Die Wirkung der Saponine ist entzündungshemmend, cholesterinsenkend, krebsvorbeugend, schleimlösend, harntreibend; angewendet werden sie bei Husten, Nieren- und Harnerkrankungen. Enthalten sind sie in Efeu, Schlüsselblume, Ackerschachtelhalm, Vogelmiere, Hülsenfrüchten, Soja, Hafer oder Spargel. In gewöhnlichen Mengen sind sie als Futter unproblematisch. Es gibt jedoch auch giftige saponinhaltige Pflanzen (hohe Konzentration) so z.B. Salomonsiegel, Einbeere oder Kornrade.


3.7. Carotinoide

Die meisten Carotinoide liegen in den Früchten als Provitamin A vor, also einer Vorstufe, die im Körper zu Vitamin A umgewandelt wird, sie sind ein Farbstoff und kommen hauptsächlich in roten, orangen und gelben Früchten und Gemüsesorten vor, jedoch auch in einigen grünen (Kohl, Spinat)
Sie wirken krebsvorbeugend, antioxidativ, entzündungshemmend, ihr Fehlen wird unter anderem für Krebs und frühzeitiges Altern verantwortlich gemacht. Carotiniode stimulieren das Immunsystem und verringern die Gefahr eines Herzinfarktes.


3.8. Phytosterole

Phytosterole senken den Cholesterinspiegel und dienen der Krebsvorbeugung, sie haben keine negativen Auswirkungen auf den Organismus.
Enthalten sind sie z.B. in Sonnenblumenkernen, Sesamsamen, Brokkoli, Rosenkohl.


3.9. Polyphenole

Zu den Polyphenolen zählen bioaktive Substanzen wie diverse Geschmacks-, Farbstoffe und Tannine; dazu zählen u.a. a) Gerbstoffe,  b) Phenolsäuren, c) Isoflavonoide (Phytoöstrogene) und d) Flavonoide.

Wirkung und Anwendungsgebiete sind insbesondere: Krebsvorbeugung, Wachstumshemmung auf Mikroorganismen, Thrombosevorbeugung, Blutdruckregulierung, Schutz vor freien Radikalen. Nur schädlich, wenn man sie langandauernd in hoher Menge anwendet.

a) Gerbstoffe wirken zusammenziehend und entzündungshemmend. Daher werden sie bei entzündeten Schleimhäuten (Magen, Darm, Mund und Rachenraum) und bei oberflächlichen Verletzungen der Haut (Wundheilung, Blutstillung, leichten Frostschäden und Verbrennungen), Durchfall, Verstopfung, entzündeten Augen, offenen Beinen und nässenden Ekzemen angewandt.
Enthalten sind sie z.B. in Heidelbeer(blättern), Eichenrinde und -blättern, Gänse-Fingerkraut, Walnussblättern und -rinde, Echte Nelkenwurz, Wiesenklee, Blutrotem Storchschnabel oder unreifen Früchten.
Aufgrund des typischen, bitteren Geschmacks werden gerbstoffhaltige Pflanzen nicht in Massen zu sich genommen. Gerbstoffe zählen mit zu den Bitterstoffen.

b) Phenolsäuren kommen nahezu in allen Samenpflanzen vor, die höchste Konzentration liegt in den äußeren Schichten wie Schalen oder äußeren Blättern. Sie haben antioxidative, antikanzerogene und antimikrobielle Wirkung und stärken das Immunsystem. Sie wirken gegen Bakterien und Viren und beugen vermutlich Krebs vor, einige senken das Cholesterin und stimulieren die Magensaftsekretion.  Vorkommen: Arnikablüten, Weißdorn, Efeublätter, Hopfenzapfen, Johanniskraut, Mateblätter, Spitzwegerich, Lindenblüten, Stein- und Beerenobst, Artischocke, Gewürznelken, Sanddornfrüchte, Myrtenblätter, Eichenrinde, Kümmel, Lavendel, Melissenblätter, Vollkornprodukte, Grünkohl und Blumenkohl, Bohnen, Paprika, Nüsse

Zu den c) Phytoöstrogenen gehören u.a. Isoflavonoide  und Lignane. Sie schützen die Pflanze durch ihre Geschmacks- und Farbstoffe vor Fressfeinden und Mikroorganismen.
Sie beugen Wechseljahrbeschwerden vor und hemmen vermutlich das Wachstum von hormonabhängigen Krebsformen wie Brust- und Gebärmutterkrebs. In zu großer Menge können sie jedoch auch schaden z.B. die Fruchtbarkeit senken.
Ihr Vorkommen erstreckt sich u.a. auf Soja, Hülsenfrüche, Getreide und Leinsamen.

d) Flavonoide siehe oben!