Nimmt man Notfalltiere oder Chinchillas aus zweiter Hand auf, kommt es hin und wieder vor, dass man plötzlich feststellen muss, dass das Weibchen trächtig ist (es wirkt rund v.a. an den Bauchseiten und legt sich oft und gerne hin) oder man wird eines Morgens mit einem oder mehreren Babys, die im Käfig sitzen, überrascht. Oftmals ist man in dem Moment verständlicherweise sehr aufgeregt und weiß nicht so recht, was man tun soll. Genau diesem Szenario widmet sich der nachfolgende Infotext.
Tipp: Bei Pärchen oder gemischtgeschlechtlichen Gruppen sollte man entweder einen Nachweis über eine erfolgte Kastration in Form einer Rechnung verlangen oder einen Tierarzt aufsuchen, der bestätigen kann, dass das Böckchen/ die Böckchen wirklich kastriert ist/ sind, um "böse" Überraschungen zu vermeiden.
Das Sandbad sollte nach der Geburt sofort entfernt werden, damit kein Sand in die Scheide und mögliche Geburtswunden eindringen und zu einer Entzündung führen kann. Erst wenn die offene - normalerweise schlitzförmige - Scheide (Queröffnung zwischen Harnzapfen und After) wieder verschlossen ist, darf das Sandbad angeboten werden.
Zunächst sollten alle höheren Ebenen
unzugänglich gemacht werden. Das Baby sollte sich nur auf dem Boden aufhalten, solange es noch nicht sicher springen kann. Später können alle Ebenen wieder zugänglich gemacht werden und sie
sollten zudem vorübergehend miteinander verbunden werden (z. B. mithilfe von Korkplatten und Korkröhren, dickeren Ästen, Weidenbrücken, geschlossenen Rampen), damit das Jungtier gefahrlos überall
hingelangen kann.
Nach der Entbindung sollte man die Gruppe
genauestens beobachten. Wenn eines der Partnertiere die Mutter oder das Baby angreifen sollte, muss die Mama samt Nachwuchs separiert werden. Nach der erfolgreichen Aufzucht, wenn das Baby ca.
10-12 Wochen alt ist, kann man versuchen, die Chinchillas erneut miteinander zu vergesellschaften. Falls der Nachwuchs männlich sein sollte, muss es zuvor mit ca. 3-5 Monaten und einem Gewicht
von min. 300g frühkastriert werden. Natürlich sollten alle in der Gruppe vorhandenen Böckchen kastriert sein, um erneuten Nachwuchs zu vermeiden.
Hat man Chinchillas, z.B. ein Pärchen, adoptiert und es stellte sich durch bzw. nach der Geburt heraus, dass das Böckchen nicht kastriert ist, muss es nach der Geburt sofort von der restlichen Gruppe separiert werden, sonst deckt es das Muttertier gleich wieder nach. Anschließend kann der Papa kastriert werden und nach der erfolgreichen Jungenaufzucht (wenn das Baby min. 10-12 Wochen alt ist) zurück in die Gruppe vergesellschaftet werden.
Stellt man bereits vor der Geburt fest, dass das Böckchen nicht kastriert ist, muss es rechtzeitig, also vor der Entbindung, von der werdenden Mutter getrennt werden, damit es diese nach der Geburt nicht direkt wieder nachdeckt. Eine andere Möglichkeit ist es, den Bock sofort kastrieren zu lassen, sodass er bei der Familie bleiben kann.
Manchmal kommt es vor, dass die Mutter durch die restlichen Partnertiere gestresst ist und sie z.B. dann angreift. Auch in dem Fall trennt man Mama und Baby von der Gruppe bzw. vom Partner bis der Nachwuchs erfolgreich aufgezogen wurde.
Jeden Abend sollten Mama und das Junge zu einer ähnlichen Uhrzeit gewogen werden. Es ist normal, dass beide in den ersten Tagen abnehmen (können).
Ein Chinchilla sollte bei der Geburt ca. 35-65g wiegen. Ein Geburtsgewicht unter 30g ist als kritisch zu bewerten, hier sollte man bereits vom ersten Tag an zufüttern - jedoch nicht zu oft, sonst verhindert man dadurch die genügende Milchbildung bei der Mama. Ein Teufelskreis, der schnell dazu führt, dass man eine komplette Handaufzucht hat!
Steigt selbst ab dem 4. Tag das Gewicht des
Babys nicht, sollte man das Baby nach Bedarf (nicht zu oft, s.o.) zufüttern und der Mama viel
Ruhe und eine Mischung aus Bockhornkleesamen(!) und anderen Saaten (s.u.) gönnen, um die Milchbildung anzuregen.
Nimmt das Muttertier stetig ab oder ist in ihrem Verhalten auffällig (leckt sich häufig im Intimbereich, drückt ihr Hinterleib/ Po auf den Boden, frisst schlecht, ist apathisch etc.), sollte sie zeitnah einem Tierarzt vorgestellt werden. Dieser sollte die Gebärmutter abtasten und ggf röntgen oder schallen, um auszuschließen, dass sich verbliebene Junge, Plazentareste etc. im Mutterleib befinden, eine Gebärmutterentzündung vorliegt oder das Chinchilla sonstige gesundheitliche Probleme aufweist. Gerade Ersteres kann schnell zu einer Sepsis führen und das Weibchen stirbt.
Die frischgebackene Mama wird chinchillagerecht ernährt (unbegrenzt Heu sowie eine Mischung aus mindestens 30 verschiedenen Kräutern, Blüten und Blättern, dazu Zweige und Frischfutter) und bekommt - im Gegensatz zu Chinchillas ohne Mehrbedarf - täglich 1 TL Kraftfutter. Zusätzlich zu diesem empfiehlt es sich, unbegrenzt eine Mischung aus bestimmten Saaten zu reichen, die die Milchbildung anregen. Diese setzt sich zusammen aus: Bockshornkleesamen(!), Fenchel-, Kümmel-, Anis- und Melissesamen
Das Baby darf vom ersten Tag an Zugang zu allen Futtermitteln der Großen haben. Schon wenige Tage nachdem er das Licht der Welt erblickt hat, trinkt der Nachwuchs nicht nur die Muttermilch, sondern bedient sich auch am chinchillagerechten Buffet.