Fertig- und Trockenfutter: Pellets, Extrudate, Mischfutter

1. Was ist "Fertigfutter"?

Der Begriff "Fertigfutter" umfasst alle kommerziellen Futter-Sorten, die fertig verpackt und als Alleinfuttermittel verkauft werden. Bei Nagern ist Fertigfutter immer ein Trockenfutter. Bei Carnivoren gibts auch Nassfutter als Fertigfutter zu kaufen.

 

"Fertigfutter" bei Chinchillas kann sein:

  • Pellets
  • Extrudate
  • Mischfutter aus Extrudaten, Pellets, Flocken, gepopptem Getreide, Getreidekörnern etc.

Fertigfutter ist also immer ein Futter, welches stark verarbeitet und in seiner Form zumindest teilweise verändert wurde, durch

  • Hitzeeinwirkung (Pressvorgang, Extrudationsvorgang, Backen, Kochen etc.)
  • Kleben
  • Poppen

" Meiner Auffassung nach gehören viele Verantwortliche der Futtermittelindustrie ins Gefängnis. 5 Jahre mindestens und ohne Bewährung."
Quelle: Prof. O. Wassermann, Toxikologie Kiel, 1998


2. Warum kaufen viele Fertigfutter? - Vorteile

Fertigfutter: Mischfutter mit vielen bunten Extrudaten und Pellets
Fertigfutter: Mischfutter mit vielen bunten Extrudaten und Pellets
  • es ist lange haltbar (aufgrund fehlender Feuchtigkeit und z.T. Konservierungsstoffe)
  • die Fütterung gestaltet sich weniger problematisch, ist sauber und ist sehr zeitsparend
  • praktische Aufbewahrung des Futters
  • äußerer Anreiz durch besondere Form (v.a. durch Backen erreicht) und Farbe (durch Farbstoffe), v.a. für Unwissende und Kinder von großer Bedeutung
  • niedriger Preis (bei Zuchtfutter/Pellets) und hoher Preis bei kommerziellem Futter (Mischfutter, Extrudate für "Familienlieblinge" = Gutes kostet viel und ist gut; Bekanntes Aussehen regt zum kauf an z.B. NagerKEKSE = positiver Anreiz; hier macht der Futterhersteller hohen Gewinn, da die Bestandteile dieses Futters genauso minderwertig und preisgünstig sind wie bei Pellets/Zuchtfutter)
  • auf den ersten Blick und für gewisse Zeit werden die Tiere mit allen essentiellen Nährstoffen versorgt, so muss man sich "keine Gedanken machen" (dass das ein Trugschuss ist, wird weiter unten aufgezeigt)

"Kein Industriefutter ist so optimal, daß es nicht doch auf Dauer durch Einseitigkeit, Erkrankungen auslösen kann [...] Industriefutter macht auf Dauer krank."
Quelle: Dr. med. vet. Vera Biber


3. Probleme und Nachteile

Durch den Verarbeitungsprozess gehen zum einen die Struktur der verarbeiteten Pflanzen verloren und zum anderen durch die Hitzeeinwirkung wertvolle Nähr- und Inhaltsstoffe (Vitamine, Aminosäuren, Spurenelemente), die daher künstlich zugesetzt werden müssen, damit das Futter wieder "wertvoll" gemacht wird und dann als Alleinfutter verkauft werden kann. Ohne die Zusatzstoffe wäre das Futter mehr oder weniger halbtote Futtermasse, die den Tieren nicht zum Überleben ausreichen würde. Welche Nachteile die Verarbeitung der verwendeten Pflanzen mit sich bringt, wird nun ausführlich dargestellt.

 

Was genau an Fertigfutter ist ungesund?

I. in Fertigfutter befinden sich oft problematische Bestandteile wie pflanzliche Nebenerzeugnisse, bei denen man nicht genau weiß, was genau man letztenendes an seine Haustiere verfüttert.

 

Mit der Bezeichnung "pflanzliche Nebenerzeugnisse" sind minderwertige Rückstände aus der Lebensmittelerzeugung gemeint wie z.B.

  • Abfallprodukte der Bierbrauerei wie Malzkeime, Treber oder Bierhefe
  • Abfall aus der Brennerei wie Schlempe
  • Abfall aus der Zuckerrübenverarbeitung wie Melasse oder Zuckerrübenschnitzel
  • Abfälle aus der Milchverarbeitung wie Molke oder Magermilchpulver
  • Pressrückstände aus der Ölherstellung von z.B. Soja und Mais
  • Gemüseabfälle aus der Lebensmittelherstellung z.B. Schalen
  • Getreidereste aus der Lebensmittelherstellung
  • weitere: Maisgluten, Cellulose (Erdnussschalen, Stroh), Braunreis, Reisstärke, Grannen, usw.

Wir sind der Ansicht, dass man seinen Tieren das Beste vom Besten zum Fressen geben sollte und man genau wissen sollte, was man verfüttert. Somit ist jedes Futter, welches Nebenerzeugnisse beinhaltet, abzulehnen.


II. Viele Bestandteile im Fertigfutter sind zu gehaltvoll / energiereich z.B. Getreide, Saaten, Honig/ Zucker/ Melasse, Öle/Fette, eiweißreichste Pflanzen (Klee, Luzerne), Wurzelgemüse, Früchte 

 

Getreide wird von Chinchillas nur schlecht vertragen, da es einen hohen Stärkegehalt hat und reich an leichtverdaulichen Kohlenhydraten ist, was sich wiederum schlecht auf die Darmflora auswirkt. Das meiste Fertigfutter besteht jedoch aus einem sehr hohen Anteil an Getreide und dessen Nebenerzeugnisse. Ähnliches gilt für Samen, Trockenfrüchte etc. bei zu häufiger Gabe. 

 

Kleegewächse wie Luzerne sind hochwertige Futterpflanzen, die den Chins v.a. Eiweiß, aber auch andere wichtige Nährstoffe wie Mineralien liefern. Das Problem ist jedoch, dass Pellets und Extrudate beinah ausschließlich aus Luzerne und eben Getreide bestehen (+ weiterer energielastiger Bestandteile wie Melasse) und somit insgesamt zu gehaltvoll für Chins sind: Zumindest als Hauptfutter.

 

Das Hauptfutter dieser Tiere besteht naturgemäß aus vielen verschiedenen blättrigen Bestandteilen und Gräsern und nicht aus einem Konzentratfutter/ Kraftfutter wie es nun mal Pellets und Extrudate sind. Nur Grün- und Raufutter gewährleistet, dass Chinchillas lange genug fressen und kauen müssen und so die Zähne ausreichend abgenutzt werden - Fertigfutter hingegen macht schnell satt!


"Futter aus dem Supermarkt ist dazu da, um Tiere eine gewisse Zeit am Leben zu erhalten. Mehr nicht."
Quelle: Elina Sistonen, Heimtierernährungsberaterin


Fertigfutter: Pellets
Fertigfutter: Pellets

III. Fertigfutter besitzt mangelhafte, zu klein gemahlene Struktur und stark verarbeitete Pflanzenfasern.

 

Chinchillas sind herbivor-folivorfressene Kleintiere, die daran angepasst sind, viel grobfaserige Pflanzen(-teile) (überwiegend Kräuter, Blätter, Gräser) aufzunehmen und diese zu verwerten. Ihre ganze Physiologie bzw. Verdauung ist daran angepasst, die Pflanzen zu zerkauen, aus ihnen notwendige Nährstoffe zu resorbieren und selbst herzustellen.

Füttert man nun zu kleine Fasern, wie man sie in Pellets & Co. vorfindet, die Tierärzte sogar als "vorverdaut" bezeichen, da sie eben bereits zerkleinert sind, nimmt man den Nagern einen Teil der Verdauungsaufgabe weg, was zur Folge einen ungenügenden Zahnabrieb hat sowie eine Fehlbesiedlung der Darmflora. Hier können sich dann Hefen, Bakterien und Parasiten ungestört pathologisch vermehren, was mit diversen Verdauungsstörungen einhergeht.

Wie bereits oben geschrieben werden die "vorverdauten" Pflanzenfaser unter Hitzeeinwirkung in Form gebracht, sodass man anschließend Pellets oder Extrudate erhält. Das Chinchilla knackt jedes einzelne Pellet und Extrudat anstatt es, wie es ernährungsphysiologisch vorgesehen ist, mit seinen Backenzähnen gründlich zu zermahlen. Nach dem Knacken zerfällt die künstliche Struktur des Futters in Verbindung mit der Speichel und das Tier muss den bereits vorgekauten Futterbrei nur noch runterschlucken. Das unnatürliche Knacken ist für den Kiefer aufgrund des Druckes problematisch und kann Entzündungen und retrogrades Zahnwachstum fördern. Das fehlende gründliche Kauen verringert den Abrieb der stets nachwachsenden Backenzähne. Beides führt auf Dauer zu Zahn- und Kiefererkrankungen.


"Wenn Vitamine aus der Fabrik besser wären als ihre Geschwister, die in der Pflanzenzelle heranreifen, dann würde die Natur Tabletten auf Bäumen und Sträuchern wachsen lassen."
Quelle: Prof. Dr. Dr. Linus Pauling


IV. Fertigfutter wird mit Zusatz-, Geschmacks- und Konservierungsstoffen, Presshilfs- und Bindemittel hergestellt, welche nichts mit natürlicher und gesunder Fütterung gemein haben.

 

Dass künstliche Zusatzstoffe nicht wirklich gesund sind, weiß man spätestens aus der menschen Ernährung. Nicht viel anders verhält es sich bei unseren Haustieren, die mit Fertigfutter vollgestopft werden und oftmals kaum mehr natürliche Vitamine und Aminosäuren zum Fressen bekommen, sondern nur welche aus dem Labor. Nachweislich führen diese Zusatzstoffe aber zu gesundheitlichen Folgen: zum einen können diese kurzfristig auftreten z.B. wenn zu viel zugesetzt wurde (Folgen davon gab bei min 2 bekannten Chinchillapellet-Marken mehrfach, viele Tiere verstarben oder erkrankten schwer an Vergiftungserscheinungen) oder aber wenn zu wenig Zusatzstoffe hinzugefügt wurden und die Tiere andereseits an Mangelerscheinunen litten. Und zum anderen können die Folgen langfristig auftreten, dazu gehören Organschäden: Leberschäden, Nierenversagen und Magen-Darm-Erkrankungen, alles oftmals einhergehend mit einer Abmagerung.

 

In diesem Zusammenhang ist es zudem interessant zu wissen, dass Fertigfutterhersteller damit werben, dass ihr Futter den Chins mit allen wichtigen Nährstoffen versorgt. Tatsache ist aber, dass kein Mensch den Bedarf eines Durchschnittchins kennt UND solch ein Mittelwert auch wenig sinnvoll wäre, dass jedes Tier anders ist und einen individuellen Nährstoffbeadrf hat. Außerdem sind gerade auch pflanzliche Sekundärstoffe von großer Bedeutung in der Ernährung und sind dafür da, um unsere Tiere gesund zu halten, Krankheiten vorzubeugen und kleine Wehwehchen zu lindern bzw zu heilen. Von Fertigfutterherstellern wird diese Tatsache leider gänzlich verschwiegen und das Tier wird als ein - willkürliches - Mengen- und Zahlenobjekt betrachtet.

 

Und: Alle primären und sekundären Stoffe in einer Pflanzen wirken als Ganzes, sie unterliegen Wechselwirkungen, heben sich auf, verstärken sich, alles greift ineinander über usw. (um ein Bsp. zu nennen: es werden bestimmte Mineralien (Phosphat) und Vitamine (VitD) in bestimmter Menge dazu benötigt, dass Kalzium überhaupt vom Organismus verwertet werden kann) und kein Fertigfutter der Welt kann diesen natürlichen Prozess nachbauen und liefern! Daher sind übrigens Vitaminpräparate u.a. auch nicht empfehlenswert, da der größte Teil vom Körper gar nicht erst verstoffwechselt werden kann. Einen Mangel behebt man am besten durch eine abwechslungsreiche, natürlich-gesunde Ernährung.


"Heutzutage wird für viele Tiere Alleinfutter angeboten. Laut klassischer Definition ist an Alleinfutter folgende Vorgabe gebunden: „Alleinfutter sind Mischfuttermittel, die dazu bestimmt sind, allein den Nahrungsbedarf der Tiere zu decken.“ Bis heute kennt man nicht alle Bestandteile, die ein Lebewesen zum Leben braucht. Man kennt zwar alle Substanzen, die ein Tier zum Überleben benötigt, nicht aber alle Bestandteile und schon gar nicht ihre Menge zur Sicherstellung stoffwechselbedingter Lebensqualität (Gesundheit bzw. Schutz vor Krankheit). Deshalb mußte bzw. muß Alleinfutter seit seiner Erfindung ständig an die aktuellen Erkenntnisse der Wissenschaft angepaßt werden. Das bedeutet, Alleinfutter vor 20 Jahren genügt nicht heutigen Ansprüchen, und heutiges wird sicherlich nicht den Anforderungen im Jahr 2027 genügen. Diese Tatsache führt den Begriff Alleinfutter bereits ad absurdum. Das scheint aber weder die Futtermittelindustrie zu stören [...] Da man selbst im menschlichen Bereich laut der mit Richtlinienkompetenz versehenen Deutschen Gesellschaft für Ernährung den Bedarf nicht für alle Vitamine und Mineralstoffe kennt, ist es grotesk, bei Tierfuttermitteln mit Alleinfutteranspruch so zu tun, als ob man diesen Bedarf bei den weniger untersuchten Tieren kennen würde.
Quelle: Lüttwitz M. v.; Schulz H.: „LÜGEN, LÜGEN, LÜGEN. Alleinfutterlüge, Vitaminlüge, Darmlüge“, Geflügel-Börse 5/2007


V. Mit Fertigfutter ernährte Tiere nehmen zu wenig Flüssigkeit auf

 

Der Körper besteht v.a. aus Flüssigkeit und täglich verliert der Organimus Wasser z.B. durch Kot- und Urinabsetzen. Das heißt das Depot muss immer wieder aufgefüllt werden. Die Trockensustanz bei Extrudaten Pellets liegt bei etwas 85%. Studien zeigen jedoch, dass Nager die fehlende Flüssigkeit, die durch reine oder hauptsächliche Trockenfutter-Ernährung durch Trinken allein nicht ausgleichen können. Nager und Kaninchen sind von Natur aus nämlich daran angepasst, die meiste Flüssigkeit durch Futter zu decken. Wird zusätzlich Frischfutter gegeben, verringert sich die Problematik. Allerdings vertragen mit Fertigfutter ernährte Chinchillas Frischfutter schlechter als abwechslungsreich und natürlicher ernährte Tiere.

 

Erste Anzeichen von Flüssigkeitmangel können z.B. eine Verstopfung oder Schmerzen sein. Langfristig drohen Entzündungen und Steinbildung in ableitenden Organen sowie Nierenschäden. Durch zu wenig Flüssigkeitaufnahme können Giftstoffe zudem nur unzureichend aus dem Körper geschwemmt werden, eine mögliche Folge kann eine Leberproblematik sein.

 

4. No-Go-Übersicht

Eine Übersicht, was für Chinchillas ungesund ist und als/im Futter gemieden werden sollte:

  • Getreidekörner v.a. Weizen, gepopptes Getreide
  • heißluftgepresste Pellets und Cobs
  • Milchpellets, Joghurtdrops
  • gebackene Bestandteile wie Extrudate (z.B. Haferkissen, Luzerneringe, etc.)
  • Farbstoffe
  • chemische Zusatzstoffe (Aminosäuren, Vitamine etc.)
  • unnatürliche Bilde- und Pressmittel
  • Geschmacksverstärker, Aromen
  • Konservierungsstoffe

"Nach offizieller Meinung der Fertigfutterindustrie und der meisten Tierärzte beschränkt sich der Bedarf unserer Haustiere auf bestimmte Prozentzahlen an Eiweiß, Fetten, Rohfaser und sounso viel "internationale Einheiten" an künstlichen Vitaminen und Mineralstoffen. Chemisch im Labor zusammen gemixt ergibt sich somit ein Kunstprodukt der Industrie. Und damit unsere armen Vierbeiner diese tote Pansche auch fressen, werden ordentlich Geschmacksverstärker zugesetzt und mit Konservierungsstoffen versiegelt, damit das ganze nicht verdirbt. Für jedes Lebensalter, für jede Rasse, für jede Disposition gibt es spezielle Varianten - doch sind diese nur minimal unterschiedlich in ihrer Zusammensetzung, vom Prinzip her sind alle gleich."
Quelle: Dr. med. vet. Jutta Ziegler, Tierärztin und Buchautorin