Ernährung von zahnkranken Chinchillas

Erst einmal ist es wichtig zu betonen, dass man durch das richtige Futter Zahnerkrankungen zumindest teilweise vorbeugen kann. Siehe dazu das Thema Zahnabrieb.

 

Doch was tun, wenn das Chinchilla bereits erkrankt ist?

 

Hier muss man noch mal differenzieren zwischen Chinchillas, deren Wurzelkanäle bereits ins Zahnfleisch bzw. in den Kiefer hineinwachsen und Chins, die „nur“ Zahnspitzen im Mund haben, der Kiefer jedoch noch intakt und unbefallen ist.

 

Bei retrogradem Zahnwachstum, wenn also die Zähne in die falsche Richtung "wachsen" und die Zahnwurzeln immer tiefer in den Kiefer gedrängt werden, muss sich der Halter im Klaren sein, dass er das Leben seines Tieres nur angenehmer gestalten und verlängern kann, eine Heilung ist nicht möglich. Im "richtigen" Moment muss das Chinchilla euthanasiert werden.

 

Auch bei retrogradem Zahnwachstum muss man penibel auf richtige Fütterung achten, damit das Hineinwachsen in den Kiefer so stark wie möglich, verlangsamt werden kann. Aber auch entzündete Zähne und Kiefer werden durch das richtige Futter entlastet und die Kauflächen besser abgenutzt.

Kraftfutter

Das Kraftfutter muss zum einen gehaltvoll genug sein, um eine weitere Gewichtsabnahme zu verhindern oder das Gewicht zu erhöhen und zum anderen muss es von der Konsistenz für Zahnchinchillas geeignet und angepasst sein, damit der Druck auf die Wurzeln nicht allzu groß ist.

 

Je nach Befall sollte man also auf ein möglichst weiches Kraftfutter zurückweichen d.h.:

  • ganz kleine und weiche Sämereien, die geschluckt werden können
  • Blütenpollen
  • weiche Sämereien, die keinen hohen Kaudruck erzeugen wie z.B. Pinienkerne, Sonnenblumenkerne, Mandelflocken; ggf. Hirseflocken
  • bestimmtes weichen Gemüse (Tomate, Paprika)

Dazu kommen:

  • frische Früchte aller Art v.a. Apfel, Birne, verschiedene Beeren
  • verschiedene hochwertige oder selbstgemachte Breie (nur bei Bedarf - notwendig v.a. direkt nach Zahnsanierungen bis sich das neue Gebiss wieder eingestellt hat und sich das Chin daran wieder gewöhnt hat; einige Chins müssen im fortgeschrittenem Stadium jedoch auch täglich zugefüttert werden - solange das nur 1-2x täglich notwendig ist und das Tier sonst aktiv und schmerzfrei ist, ist dies noch zu vertreten)

Verzichten sollte man hingegen auf härtere Pellets, Extrudate, harte Saaten, Getreidekörner und hartes Trockengemüse. Diese Futtermittel werden vom Chinchilla nämlich weitgehend geknackt und sind so hart, dass ein stärkerer Druck auf die Zähne und den Kiefer entsteht. Das fügt den Tieren Schmerzen zu und fördert das weitere und schnellere "Hineinwachsen" der Wurzelkanäle in den Kiefer.

Chins ohne Kieferanomalien mit ungenügend abgeriebenen Kauflächen sollten nur sehr wenig Kraftfutter bekommen. Die Menge richtet sich nach dem Gewicht und der Gesamternährung der Tiere. Viele Chins benötigen gar kein Kraftfutter und halten auch so ihr Gewicht - vorausgesetzt man ernährt artgerecht mit einer vielfältigen Mischung aus getrockneten Kräutern, Zweigen, Heu und Frischfutter. Nehmen die Tiere ab, haben eh ein niedriges Gewicht oder ernährt man nicht vielfältig genug, sollte Kraftfutter weiterhin gereicht werden. Zuerst kann man es mit 2x in der Woche mit 1 TL Kraftfutter pro Tier und Tag probieren, anschließend die Menge ggf anpassen. 

Rau- und Frischfutter

Ferner ist es enorm wichtig, dass jeder Zahnpatient sehr viel Frischfutter (Zweige, Kräuter, Gräser, Blüten, Blätter, Knospen, Obst, Gemüse) sowie Raufutter (getrocknete Kräuter, Blüten, Blätter, Heu) frisst und stets zur Verfügung hat, denn nur so kann ausreichender Zahnabrieb gewährleistet werden und die Verdauung stabil bleiben. Denn je mehr ein Chinchilla frisst, desto besser ist der Zahnabrieb und viel fressen kann es nur, wenn es sich nicht an Kraftfutter sattfrisst. Von Rau- und Grünfutter können Nager ganz besonders viel fressen ohne schnell satt zu werden...viel fressen, viel kauen, viel Arbeit für die Zähne = viel Zahnabrieb!

 

Info: Zahnkranke Chinchillas bevorzugen bei Möglichkeit die Aufnahme von viel Frischfutter, da dieses weicher ist und beim Kauen wohl weniger Schmerzen und Druck verursacht. Trotzdem fördert es den Zahnabrieb stark, sodass es eine wichtige Komponente im Speiseplan darstellt.


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