Handaufzucht, Zufütterung und Ersatzmilch für Babys

1. Wann sollte man den Nachwuchs zufüttern?

Zugefüttert werden sollte nur dann, wenn die Mutter diese Aufgabe nicht vollständig übernehmen kann, da sie zu wenig Milch hat. Dies äußert sich darin, dass das Baby selbst nach 3-4 Tagen nicht zunimmt. Eine anfängliche Gewichtsbnahme ist nichts Ungewöhnliches, weil der Milchfluss erst durch das An-den-Zitzen-Saugen stimuliert werden muss. Sehr leichte Neugeborene sollten jedoch schon früher zugefüttert werden, damit sie eine Chance haben durchzukommen (ab. ca. 30g Geburtsgewicht).
Bevor man eine komplette Handaufzucht in Erwägung zieht, sollte zudem nach Möglichkeit einer Ammenaufzucht gesucht werden, die tiergerechter und gesünder ist. Bitte denkt dran: Selbst das beste Ersatzmilchrezept ersetzt niemals die wertvolle und gesunde Chinchillamuttermilch! Daher sollte ohne reale Notwendigkeit nicht zugefüttert werden. Auch eine zu frühe Zufütterung muss vermieden werden, denn die Folge davon kann sein, dass die Mutter aufgrunddessen zu wenig Milch produziert, da die Zitzen durch das Saugen erst stimuliert und der Milchfluss angeregt werden muss. Ein zu frühes Zufüttern bringt also schwerwiegende Probleme mit sich.

Besteht der Wurf aus mehreren Tieren, sollten alle gleichermaßen mit der Ersatzmilch zugefüttert werden und nicht nur das Kleinste, denn sonst bekommt das Kleine fast nur Ersatzmilch, was sich negativ auf seine Gesundheit auswirken kann. Füttert man alle Babys zu, hat das Kleine mehr Chancen später auch etwas von der gesunden Muttermilch zu bekommen.

2. Wann ist eine reine Handaufzucht notwendig?

Eine Handaufzucht (das bedeutet, dass die Kids nur von der Ersatzmilch leben müssen) ist notwendig, wenn das Muttertier den Nachwuchs ablehnt, komplett vernachlässigt, angreift, beißt oder wenn das Muttertier z.B. bei der Geburt verstorben ist.

Eine Ablehnung der Babys kann folgende Ursachen haben:

  • das abgelehnte Baby ist nicht überlebensfähig, die Mutter merkt das instinktiv
  • die Mutter hat keine Erfahrung mit Babys, es ist ihr erster Nachwuchs
  • die Mutter ist überfordert, krank, gestresst, aggressiv
  • die Mutter hat keine Milch (kann genetisch bedingt sein, es kann aber auch eine Zitzenentzündung vorliegen etc.)

3. Was muss beim Füttern beachtet werden?

  • die Position beim Füttern ist so zu wählen, dass das Kleine sich nicht verschluckt und der Brei in die Atemwege gelangt; anfänglich trinken einige Babys gern im (Halb)Liegen, andere und später im Sitzen/Stehen
  • nach der Fütterung massiert nach vorsichtig, in eine Richtung und mit leichtem Druck den Bauch
  • bei Komplett-Handaufuchten, sollte der Afterbereich zusätzlich mit feuchtem Tüchlein massierend abgewischt werden, damit die Kids Kot absetzen können (normal leckt die Mutter die Afterregion regelmäßig ab)
  • gern sitzen die Kleinen nach dem Essen auf einem warmen SchuggelSafe

4. Ersatzmilch / Aufzuchtmilch

Beste (!) Wahl:


Weitere Möglichkeiten:

  • Pre-Babypulvermilch für menschliche Säuglinge + menschliche Dosenmilch / Kondensmilch
  • Pre-Babypulvermilch für menschliche Säuglinge ohne Fettlieferanten
  • Welpenaufzuchtmilch für Hunde (z.B. Pedigree® Canine Milk Substitute, Espilac®, Albrecht) oder für Katzen (z.B. KMR-Ersatzmilch)
  • Ein Rezept ohne Fertigprodukte nach E. Kienzle und E. Landes: Aufzucht verwaister Jungtiere, Kleintierpraxis, 1995: (Rezept ehemals unter: http://www.fraumeier.org/paeppeln2.html):
    - Magerquark 38%
    - Eigelb 3%
    - Rahm (30% Fett) 7%
    - Vollmilch 48%
    - Speiseöl 1%
    - Mineralfutter (mit ca. 20% Kalzium, 5-8% Phosphor)
  • Ein weiteres Rezept nach A. Ewringmann, B. Glöckner (2005): Leitsymptome bei Meerschweinchen, Chinchilla und Degu: Diagnostischer Leitfaden und Therapie:
    - 5g Hundewelpenmilchpulver
    - 20ml Wasser
    - einige Tropfen Sonnenblumenöl
    - 1 Messerspitze vom Mineralstoffpräparat (z.B. cdVet Micromineral)
    - Laktobazillus-Präparat (z.B. Bird Bene-Bac-Pulver®)
  • Rezept nach IGC/Chinchillazucht.Info samt Fütterungs- und anderen Tipps unter http://zuchtinfo.igc-forum.de/index.php?goto=./content//27_Aufzuchtprobleme&sub=2_Tipps.htm#futter


Zusätze:

  • Laktobazillus-Präparate (Bird Bene-Bac-Pulver®, SymbioPet-Pulver


Zusätze bei Bedarf:

  • Dimeticon (z.B. Sab Simlex oder Lefax) bei Blähungen/ Aufgasung
  • 1-2 Tropfen Leinöl bei Verstopfung
  • Fenchel-Kümmel-Tee statt Wasser bei Bauchweh