Kastration und Sterilisation

Begriffsklärung

  • Sterilisation = Eileiterdurchtrennung (w); Samenleiterdurchtrennung oder -abbindung (m; beim Mann Vasektomie genannt)
  • Kastration = Gonadektomie (Keimdrüsenentfernung), man unterscheidet zwischen:
    • Orchiektomie = Hodenentfernung beim Böckchen
    • Ovarioerektomie = Eierstocksentfernung beim Weibchen

Ferner sind möglich:

  • Hysterektomie = Gebärmutterentfernung
  • Ovariohysterekomie = Eierstocks- & Gebärmutterentfernung

Wichtig zu wissen:

  • Eine Sterilisation bei Chinchillas wird von Tierärzten bei beiden Geschlechtern nicht durchgeführt (mein Kenntnisstand nach mehreren Tierarzt-Telefonaten)
  • Eine Ovariohysterektomie, Hysterektomie und Ovariorekomie bei Weibchen wird nur bei medizinischer Notwendigkeit gemacht
  • Die häufigste Eingriffsform ist die Kastration von Böckchen, also die Orchiektomie / Hodenentfernung

Gründe für eine Kastration

Beim Böckchen:

  • Vermeidung von Nachwuchs
  • Frühkastration, damit der Bock bei der Familie/ in einer Mischgruppe bleiben kann
  • Erkrankungen der innen Geschlechtsorgane
  • Steigerung der sozialen Verträglichkeit, wenn der Bock stark hormongesteuert ist (Achtung: Wenn sich der Bock mit seinem Artgenossen bereits richtig zerstritten hat, hilft auch keine Kastration mehr)

Beim Weibchen:

  • Krebserkrankung der Gebärmutter oder der Eierstöcke
  • Bedrohliche Blutungen aus der Gebärmutter, insbesondere nach einer Geburt und andere Probleme während oder nach der Trächtigkeit und Geburt
  • Schwere, nicht auf anderem Wege beherrschbare Entzündungen im Bereich der inneren Genitalorgane (chronische Gebärmutterentzündung)
  • Zysten
  • Häufige Scheinträchtigkeit, die mit verändertem Verhalten einhergeht wie z.B. Aggression und hohem Stress (selten)

Frühkastration vs. Spätkastration

Frühkastration
= Kastration vor dem Einsetzen der Geschlechtsreife d.h. zwischen 12 und 16 Wochen und einem Gewicht von mindestens 300g

Vorteile:

  • Oft bessere Verträglichkeit, auch gegenüber anderen Böckchen; ausgeglicheneres Wesen
  • Keine Trennung von den geschlechtsreifen Partnertieren notwendig und somit keine erneute Vergesellschaftung


Nachteile:

  • Schwerwiegender Eingriff in den Hormonhaushalt, daher vermutet man, dass er Wachstumsstörungen oder womöglich andere hormonbedingte Störungen nach sich ziehen kann (nicht belegt)
  • Das Tier ist nicht ausgewachsen und hat seinen Charakter womöglich noch nicht vollständig ausgebildet



Spätkastration
= Kastration nach dem Einsetzen der Geschlechtsreife oder nachdem ein oder mehrere Male Nachwuchs produziert wurde

Vorteile:

  • Das Tier ist vollständig entwickelt, sowohl körperlich als auch geistig


Nachteile:

  • Sehr selten: Das Tier kann nach einer Spätkastration seelisch erkranken z.B. Verhaltensstörungen entwickeln wie eine Depression oder Aggression und dadurch auch physisch krank werden (Folge z.B. Gewichtsabnahme)
  • Man muss den Patienten min. 3 Wochen lang von geschlechtsreifen Partnerinnen trennen, was eine erneute Vergesellschaftung nötig machen kann (= Stress oder die Tiere vertragen sich nach der OP sogar nicht mehr)

Der Eingriff

Vor der Kastration

Vor der Operation sollte eine Voruntersuchung stattfinden:

  • Untersuchung des Allgemeinzustands des Tiere, Klärung ob sich die Hoden ausgebildet haben und zu finden sind
  • mögliche vorhandene Krankheiten melden, besprechen und das Risiko abklären z.B. Herzerkrankungen, Krämpfe
  • dem Tierarzt sollte an der Stelle gemeldet werden, falls das Tier schon mal unter Narkose operiert wurde und dies nicht vertragen hat (OP-Bericht mitbringen)
  • auch direkt vor der Operation muss das Tier normal gefüttert werden, eine Ausnüchterung ist nicht notwendig, da Chinchillas nicht erbrechen können, und sogar gefährlich, da das Tier nach der OP Kreislaufprobleme und eine Aufgasung bekommen kann und zu geschwächt ist

 

Zum Eingriff

  • vor der OP muss der Halter eine Einverständniserklärung unterzeichnen, in der u.a. bestätigt wird, dass man über die möglichen Risiken unterrichtet wurde
  • jeder Tierarzt ist auf eine Narkoseart bei Kleintieren spezialisiert, es gibt Gas-, Injektions- und Kombinationsnarkosen aus beiden- keine der dreien ist besser oder schlechter als die andere, man sollte vor der OP nur besser nachfragen, wie viele Chins der Tierarzt bereits kastriert hat und wie hoch die Todesrate bei den Kastrationspatienten bisher war
  • manche Tierärzte nähen die äußeren Kastrationswunden, manche "kleben" sie nur (allerdings wird das nur bei Böckchen gemacht) - ich persönlich bevorzuge das Wunde-Kleben, was allerdings nur äußerlich möglich ist
  • der Tierarzt sollte den Patienten erst dem Halter überlassen, wenn er vollständig wach ist

 

Zuhause

  • war das Böcken vor der OP bereits geschlechtsreif, muss er mindestens für 3 Wochen, besser 6 (die Angaben/Empfehlungen der Trennungsdauer schwanken von Tierarzt zu Tierarzt sehr: 2-8 Wochen werden empfohlen), von Weibchen getrennt leben; am besten stellt man die sich bereits kennenden Chins mit Schnupper-, Sicht- und Hörmöglichkeit nebeneinander (Käfig an Käfig), dass man anschließend keine erneute Vergesellschaftung machen muss, weil sich die Tiere womöglich nach der Trennphase nicht verstehen
  • hat man den Bock frühkastriert, so sollte man ihn so lange von weiblichen Artgenossen trennen bis er wieder sicher laufen und springen kann- dasselbe gilt generell nach einer OP: erst wenn sich das Chin wieder normal bewegen kann, sollte er wieder zu seinen Artgenossen dürfen
  • das Chinchilla darf bis die Wunden zu sind kein Sandbad bekommen und muss auf Handtüchern oder Fleecedecken gehalten werden, man achte zudem auf die Hygiene und wechsle 1-2 täglich die Bodenunterlage; man kann auch grobe weiche Hobelspäne nehmen, da sie desinfizierend wirkt oder man benutzt gar keine Unterlagen, sondern nur Pipischalen mit Hobelspäne
  • spätestens am nächsten Tag sollte das Tier fressen und trinken, auch wenns nur sehr kleine Mengen sind, ansonsten muss man es zum Fressen animieren und gegebenenfalls auch zufüttern. Es ist normal, dass Tiere nach einer Narkose, nach Medikamenten oder unter Schmerzen wenig bis -erstmal- nichts fressen; alle Futtermittel, auch Leckerchen sollten stets großzügig angeboten werden
  • viele Chins mögen es, sich nach der OP auf eine Wärmeflasche oder unter eine Rotlichtlampe zu legen (Achtung: nicht den gesamten Käfig bestrahlen, das Tier muss sich auch von der Wärme entziehen können)
  • Man sollte auf ein Schmerzmittel (Meloxicam) für das operierte Tier bestehen!

 

Nachkontrolle

  • der Tierarzt wird einen Termin für die Nachuntersuchung geben, sollte es Komplikationen geben auch weitere
  • fällt dem Halter jedoch bereits vor diesem Termin etwas Anormales (Entzündung der Wunde, Schwellung, eitriger Ausfluss, völlige Apathie und längere Fressverweigerung, etc.) auf, sollte man sofort den Tierarzt aufsuchen, gegebenenfalls dort zuvor anrufen und fragen, ob man wegen des Beobachteten kommen soll
  • manche Chins reagieren allergisch auf die äußerliche sichtbaren und sich innerlich befindenden Fäden; dann kann es unter Umständen zur Abszessbildung kommen, welche gespült werden müssen, um den Eiter zu beseitigen und das Innere zu reinigen; in solch einem Fall bekommt der Patient oft auch ein Antibiotikum; innere Abszesse müssen manchmal leider erneut operiert werden

 

Weitere wichtige Infos

  • heute ist eine Chinchillakastration fast genauso erfolgreich und mit einer niedrigen Sterberate versehen wie bei anderen Kleinsäuger wie z.B. Meerschweinchen oder Kaninchen
  • eine Weibchenkastration ist immer aufwendiger und risikoreicher, weil hier der Bauchraum großzügig aufgeschnitten werden muss, was auch entsprechend mehr Narkosemittel benötigt
  • eine Kastration macht in der Regel ein Chinchilla nicht verträglicher: hat sich das Chinchilla mit dem Partner richtig zerstritten, werden sie auch nach der OP keine Freunde mehr werden - anders sieht es aus, nachdem sich nach ein par Wochen die Hormone umgestellt haben und so kann das Tier gegenüber anderen Artgenossen verträglicher werden
  • eine Kastration ändert nichts am Charakter der Tiere
  • eine Kastration ist ein schwerwiegender Eingriff und sollte nicht leichtfertig bzw. grundlos erfolgen