Tierelend unter dem Deckmantel des Tierschutzes und der liebevollen Hobbyzucht

"Ich bin Chinchilla- / Tierschützer", "Ich nehme Notfellchen auf", "Ich rette in Not geratene Chinchillas" - mit solchen oder ähnlichen Floskeln profilieren sich viele Tierhalter heutzutage in gewissen Kreisen.
Doch leider darf man nicht jedem - oder gar offen gesagt: nur wenigen - auch tatsächlich glauben und vertrauen, dass sie den Chinchilas auch wirklich Gutes tun.
Ist es wirklich Tierschutz, wenn man eigentlich psychisch so angeschlagen ist, dass man den Tieren nicht gerecht werden und sich adäquat um sie kümmern kann? Macht es Sinn immer mehr Chins aufzunehmen, zu "retten", wenn man keinen Platz oder kein Geld mehr für ihre Versorgung hat? Wo beginnt und wo hört Tierschutz auf? - Guter Wille allein hilft den Tieren nicht! Im Gegenteil: er kann ihr Dasein verschlimmern (nicht immer kommt das Notfellchen aus dem Regen in die Taufe, sondern auch mal vom Regen in einen Misthaufen).
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Immer wieder tauchen Berichte auf, in denen über Frau X (tatsächlich sind falsche Tierschützer, Animalhorder & Co. meist weiblich) berichtet wird, die aus Liebe zum Tier und weil sie helfen wollte, immer mehr Tiere aufnahm und diesen nicht mehr gerecht wurde. Sie vermittelte kaum welche, aber es wurden immer mehr; oder sie versäumte eine rechtzeitige Geschlechtertrennung und die Tiere vermehrten sich oder aber sie konnte sich von den anfänglichen Pflegetieren nicht mehr trennen, denn sie seien ja so süß oder sie bräuchten sie doch zum "Glücklichsein". Wenn die Tiere Glück haben, werden solche Umstände - oft zufällig - aufgedeckt und die Tiere befreit - dann haben Tierheime und TS-Orgas die Arbeit...denn die Tiere müssen nicht nur vermittelt und untergebracht werden...sie benötigen oft auch eine teuere und zeitintensive tierätzliche Betreuung und müssen kastriert werden.

Doch es gibt auch die nicht allzu auffälligen Fälle und diese kommen leider immer häufiger vor: Da nehmen Privathalter oder "Hobbyzüchter" mal hier mal da ein Notfellchen-Chin auf, welches dann schön in Kaninchenkäfigen gestapelt ihr Dasein fristen muss, nur mit PHW ernährt, auf wenig Platz, mit immer wieder wechelnden Partnertieren oder alleine und ohne jede Beschäftigung (Oh halt, es kann ja am Fichtenbrett nagen, wenns Glück hat ). Wenn es noch mehr Glück hat und der "Pfleger" wirklich engagiert ist, findet es nach Monaten des Vor-Sich-Hin-Vegetierens endlich ein mehr oder weniger gutes Zuhause...oder ein noch schlechteres...oder es darf Jahre lang oder bis es stibt in seinem Miniknast verweilen. Oft denken sich die Tierretter nämlich: "Ich habe das Tier befreit (wobei ich mich das ein oder andere Mal frage, ob es denn wirklich Leid erfahren hat und "gerettet" werden muss...), bei mir hats Sand, Futter, Wasser... somit gehts ihm suuuuper." Na wie schön, wie hoch die Haltungsansprüche des ein oder anderen doch so sind. Ich finde, zum Retten, auch wenn dies nur vorübergehend ist, gehört so viel mehr: Stichwort artgemäße Ansprüche des Tieres,esi sei denn es kommt wirklich aus katastrophaler Haltung und wird nach dem Päppeln in gute Hände vermittelt, dann kann mal eine vorrübergehende, traurige defizitäre Haltung akzeptieren. Würden sich die Halter der Pfleglinge wenigstens immer um eine "rasche" Vermittlung und wirklich guten Endplatz bemühen, so könnte man über das vorübergehende Elend, welches nach der "Rettung" beim Pfleger weitergeht, hinwegsehen....

Interessanterweise muss man oftmals beobachten, dass diverse "Notfallstellen" nicht nur Chins retten, sondern zeitgleich auch züchten. Wie können diese beiden Punkte miteinander vereinbart werden? - Gut, das bleibt diesen Leuten selbst überlassen...aber ich frage mich immer: WIE kann man all das Leid und Elende in der Chinchillanotfallwelt sehen und hautnah erfahren und es dennoch mit seinem Gewissen vereinbaren noch mehr Wegwerftiere oder Notfelle auf die Welt zu setzen? Gibt es nicht schon genug Tiere, die auf ein liebevolles Heim warten?

Natürlich ist es in all unserem Sinne süße, aber v.a. GESUNDE Chins zu züchten und somit wieder robuste Linien zu ziehen, damit es nicht nur kranke und schwache Tiere gibt, die von einem "biblischen" Alter jeseits der 10 Jahre oder einem gesunden Leben nur träumen können. Doch ich möchte frech behaupten, dass die meisten sogenannten liebevollen Hobbyzüchter entweder gar nicht oder nicht primär auf die Gesundheit und ein ausgeglichenes und liebes Wesen der Jungtiere und Eltern achten, sondern dass primär die Farben im Fokus stehen...und v.a.: der Geltungsdrang des "liebevollen Hobbyzüchters".

Diese neue alte Hobbyzüchterkrankheit ist so weit verbreitet, dass sie jeder sehen kann - wenn man es denn will
Schauen wir uns an, wer vorzugsweise liebevoll züchtet:
Das sind nicht selten einsame, verbitterte, überforderte, bildungsferne, unglückliche oder psychisch instabile Frauen, die sich durch ihr Hobby zu profilieren suchen....das wäre OK und legitim, aber doch nicht auf Kosten LEBENDER Kreaturen, oder?! Zu jedem Hobby gehört Egoismus, man übt ein Hobby nun mal aus, um sich selber was Gutes zu tun, um Zeit zu vertreiben, um Anerkennung zu bekommen, um eine Beschäftigung zu haben... Wenn man aber mit Lebewesen hantiert, gehört dazu doch so viel mehr als nur diese Aspekte! "Tierquälerei beginnt schon bei der Missachtung der natürlichen Bedürfnisse von Tieren" wie Prof. Dr. Helmut Pechlaner richtig sagt. Und viele diese natürlichen Bedürfnisse werden von vielen der sogenannten Hobbyzüchter schlicht und ergreifend weggeblendet. Ferner lehne ich mich so weit aus dem Fenster um zu behauptet, dass einigen auch die notwendige Empathie und Intelligenz fehlt um diese Bedürfnisse zu begreifen und sie annährend erfüllt zu wissen. Hier steht im Vordergründ das Zeigen und die Angeberei von niedlichen Jungtieren und ach so tollen seltenen und bunten Farbschlägen und das Suchen nach gleichgesinnten Kontakten - und diese finden sich in dieser pathologischen Szene leicht. Und wenn man nebenbei noch paar Notfellchen "retten" kann, dann sieht die Welt noch ein Stückchen weit rosener aus und kann sich auf die Schulter klopfen und sich freuen, was in seinem Leben erreicht zu haben!

Dazu noch diese widerwärtigen, scheinheiligen Argumente, warum man weder die Notfelle noch die eignene Zuchttiere artgerecht hält (Zuchtiere sind im Übrigen oft als plüschige Aliens verschrien, die nun mal andere Ansprüche haben als Liebhabertiere) ....hat man nicht genug Platz, Herz, Verstand und Motivation, selbst die offiziellen Mindestmaße (man beachte, dass es MINDEST- heisst) von 0,5qm pro Tier zu erfüllen, oder mehr Geld und Zeit für Beschäftigung und Futter zu investieren, dann soll man sich doch BITTE ein Kuscheltier halten, nicht züchten und eben ein anderes neues Hobby suchen, wo man Anerkennung bekommt, aber kein Lebewesen drunter leiden muss....


Jeder, der sich durch diesen Essay angesprochen fühlt, sollte vielleicht kurz in sich gehen und überlegen, ob er seine Haltung nicht doch zumindest partiell überdenken sollte...