Giardien, Zahnprobleme und Abszesse

Othellos Kampf ums Überleben – Ein Bericht über Abszesse, Giardien sowie herkömmliche und alternative Behandlungsmethoden

Othello kam Anfang 2014 zu mir. Ich hatte ihn bei Ebay Kleinanzeigen zusammen mit seinem damaligen Partner (Domino) ganz bei mir in der Nähe entdeckt. Die genauen Geburtsdaten konnten mir die ehemaligen Besitzer damals nicht nennen, aber Othello soll wohl ca. 2005 und Domino ca. 2010 geboren worden sein.

 

Zunächst verlief alles sehr gut. Die beiden lebten sich gut ein und wurden zutraulicher. Sie fraßen ordentlich und die Futtererweiterung auf viele verschiedene getrocknete Kräuter, Blätter und Blüten klappte ohne Probleme. Zu diesem Zeitpunkt traute ich mich noch nicht an Frischfutter heran, sodass die kommenden Ereignisse nicht mit dem Futter in Verbindung stehen können. Ende 2014 war Othello so zutraulich, dass ich ihn anfassen und unter dem Kinn kraulen konnte. Hierbei viel mir eine dicke Beule am Unterkiefer auf, die man so durch das Fell nicht sehen konnte. Also fuhr ich am nächsten Tag zum Tierarzt meines Vertrauens und die Misere nahm ihren Lauf.

 

27.10.2014 – erster Tierarztbesuch
Othello wurde umfangreich untersucht. Als Diagnose bekam ich eine „Umfangsvermehrung am Kinn“ sowie „Herzgeräusch Grad 1-2“. Ich bekam 10ml Baytril 2,5% mit nach Hause und sollte abwarten, ob durch das Antibiotika die Beule
verschwindet. Zu diesem Zeitpunkt hatte Othello außer der Beule noch keinerlei Sympthome; er fraß gut, er nahm nicht ab und er machte ansonsten einen fitten Eindruck.


03.11.2014 – zweiter Tierarztbesuch – Kontrolltermin
Da das Baytril nicht anschlug und die Beule am Kinn unverändert war, wurde ich auf Nachfrage (!) über die Möglichkeit einer OP aufgeklärt. Aufgrund der Herzgeräusche und seines „hohen Alters“ riet mir die Tierärztin allerdings von einer OP ab und legte mir nahe ihn „erlösen“ zu lassen, da sie ihm nur eine etwa 20% Überlebenschance gab. Sie erklärte mir, dass wahrscheinlich schon der Knochen angegriffen wäre und es für Nagetiere kein knochengängiges Antibiotika gäbe. Sein Kiefer würde sich also mit der Zeit auflösen und früher oder später würde er dann auch nicht mehr fressen können. Diese Prognose stellte sie nach einer Woche Behandlung und ohne Röntgenbild! Da es für mich nicht in Frage kam ein Tier einfach so einschläfern zu lassen, entschied ich mich für die OP, denn solange es eine Chance gibt und das Tier selber fit ist, oder zumindest selber noch kämpft, kämpfe ich mit. Erneut wurde ich mit Baytril 2,5% nach Hause geschickt und sollte einen Termin für die OP machen.

 

06.11.2014 – Tag der OP
Drei Tage später war es dann soweit und Othello wurde operiert (und auch endlich geröngt!). Über Nacht sollte er dort bleiben zur Beobachtung und am nächsten Tag durfte ich ihn dann abholen.

 

07.11.2014 – Tag nach der OP
Othello hatte die OP gut überstanden. Die Ärztin meinte, dass auch keine Herzgeräusche mehr zu hören wären (sind auch
bis heute nicht wieder aufgetaucht...). Sie zeigte mir, dass die Wunde nicht ganz verschlossen wurde, damit ich den
restlichen (eventuell vorhandenen) Eiter raus spülen konnte. Das sollte ich nun 1-2 mal am Tag tun. Ich bekam zusätzlich
Schmerzmittel (Melosus) und Antibiotika (wieder Baytril 2,5%) mit nach Hause. Trotz Röntgenbild konnte sie mir nicht sagen, ob sie den kompletten Abszess entfernt hatte und ob die Entzündung schon auf den Knochen übergegangen war. Ihre Aussage dazu war nur, dass ich mir nicht allzu viele Hoffnungen machen soll und man jetzt nur abwarten und die Wunde spülen könne.

 

 

15.11. – 21.11.2014 – Kontrolltermine nach der OP
In dieser Zeit spülte ich anfangs täglich 2 mal und musste mehrmals zur Kontrolle zum Tierarzt. Alles verlief prima; er fraß normal und die Wunde heilte langsam zu. Endlich durfte Othello auch wieder Sand bekommen. Zusätzlich zum Baytril bekam er nun auch ProPre-Bac (ab dem 17.11.) verschrieben. Warum genau zu diesem datum damit begonnen wurde, kann ich im nachhinein nicht mehr rekonstruieren, da die Köttel zu dieser Zeit vollkommen in Ordnung waren (siehe Fotos vom 23.11.).

 

 

Zur Übersicht hier eine Tabelle mit Othellos Gewicht vom 25.10.2014 bis zum 28.11.2014. In der Woche nach der OP nahm er etwas ab, ansonsten war sein Gewicht aber relativ stabil, dafür dass er täglich behandelt werden musste.

 

Datum

Gewicht in g

Abweichung zu Vorwoche in %

25.10.14

636

 

30.10.14

645

1,42

03.11.14

646

0,16

09.11.14

618

-4,33

15.11.14

621

0,49

22.11.14

612

-1,45

28.11.14

630

2,94

 

 

28.11. – 07.12.2014
In dieser Zeit ging es Othello ganz plötzlich schlechter. Ich behandelte nach wie vor mit Baytril und ProPre-Bac, trotzdem fraß er schlechter und nahm täglich ab. Am 07.12. kam noch stinkender, matschiger Durchfall dazu.

 

08.12.2014 – erster Arztbesuch nach Durchfall
Othello wurde untersucht und gewogen. Statt Baytril sollte ich nun Dimeticon Albrecht geben und weiterhin ProPre-Bac, sowie Melosus. Ansonsten sollte ich abwarten.

10.12.2014 – zweiter Arztbesuch nach Durchfall
Da der Durchfall einfach nicht besser wurde, ging ich zwei Tage später erneut zum Tierarzt. Es wurde eine Kotuntersuchung gemacht und die Diagnose lautete „Giardien und massenhaft Hefen“. Ich sollte ihn nun unbedingt in Quarantäne setzen, damit sich die anderen Tiere nicht anstecken. Dazu sollte ich alles desinfizieren, womit er in Berührung gekommen ist. Auch ich sollte vorsichtig sein, da ich mich leicht anstecken könnte. (Im Nachhinein war das absolute Panikmache. Normale Hygiene reicht vollkommen aus und auch das Trennen der Tiere zwecks Quarantäne eher nachteilig, da eine anschließende Re-Vergesellschaftung mit Domino scheiterte.) Ich wurde mit Panacur und Nystatin nach Hause geschickt und solle damit nun 10 Tage behandeln. Zumindest das machte Othello alles brav mit, aber sein Zustand wurde trotzdem nicht besser.


15.12.2014 - dritter Arztbesuch nach Durchfall
In der Zwischenzeit hatte Othello weiter abgenommen, obwohl er wieder normal fraß. Von 630 auf 529g innerhalb von 2 Wochen. Ich war also wieder beim Arzt und wurde mit der Aussage nach Hause geschickt, dass ich Geduld haben muss und es eben dauert, bis die Medikamente anschlagen. Der Durchfall war nun fast flüssig und stank bestialisch. Ich musste Othello jeden Morgen und Abend die Füße und den Po abwaschen, da alles komplett verklebt und verschmiert war.

 

20.12.2014 - vierter Arztbesuch nach Durchfall
Trotz 10-tägiger Behandlung gab es noch immer keine Besserung hinsichtlich des Durchfalls. Immerhin nahm Othello langsam wieder zu, was mir Hoffnung gab. Ich ging also wieder zum Tierarzt. Jetzt sollte ich alle Medikamente von heute auf morgen absetzen. Die Vermutung der Ärztin war, dass die Giardien und Hefen erfolgreich behandelt wären und ihm nur noch die Medikamente auf den Magen schlagen würden. Man könnte das nicht unterscheiden und daher solle ich nun gar nicht mehr behandeln und abwarten, ob sich sein Zustand bessert. Falls nicht, sollte ich nach 10 Tagen wieder kommen, damit erneut mit Panacur und Nystatin behandelt werden könne.


20.12. – 30.12.2014
Ich wartete also, aber es tat sich nichts. Othellos Durchfall wurde einfach nicht besser und so langsam kam ich ins Nachdenken. Ich wollte ihn nicht schon wieder mit Medikamenten vollstopfen, da ich langsam Angst um seine Leber und Nieren bekam.

Immerhin bekam er insgesamt 2 Monate fast täglich Medikamente. Ich erkundigte mich also nach alternativen Behandlungsmöglichkeiten. Besonders auf folgender Seite würde ich fündig: Natürliche Behandlung bei Erkrankungen des Verdauungstraktes
Auch die Facebook-Gruppe „Gruppe für Halter von glücklichen Chinchillas“ half mir hierbei sehr. Ich befolgte also die dortigen Ratschläge und besorgte mir Colosan, Ägyptisches Schwarzkümmelöl, cd Vet Darm rein und cd Vet Darm aktiv. Mit diesen Mitteln machte ich für die nächsten Wochen eine Darmkur.

 

Ab dem 30.12.2014
Schon nach wenigen Tagen ging es Othello deutlich besser. Der Durchfall war zwar noch nicht weg, aber es waren zumindest schon wieder Köttel (wenn auch weich) erkennbar und auch der Gestank wurde weniger. In dieser Zeit versuchte ich Othello und Domino zu re-vergesellschaften, was allerdings scheiterte. Leider – oder aus Othellos Sicht zum Glück – zerbrach in dieser Zeit auch meine andere 2er Gruppe. Die Karten konnten also neu gemischt werden und so bekam Othello meinen Stanni Rocko als neuen Partner. Mit der Zeit ging es Othello immer besser und er nahm in den darauffolgenden Wochen kräftig zu. Nach und nach verschwand der Gestank und auch der Durchfall ging endlich deutlich zurück, bis er irgendwann
völlig weg war. Insgesamt habe ich ihn etwa 8 Wochen mit Colosan, Ägyptischem Schwarzkümmelöl, cd Vet Darm rein und cd Vet Darm aktiv behandelt. Auch danach ging es Othello weiterhin gut und der Durchfall kam nicht wieder.

 

Hier die Tabelle mit Othellos Gewicht vom 28.11.2014 bis 27.02.2015

 

Datum

Gewicht in g

Abweichung zu Vorwoche in %

28.11.14

630

2,94

07.12.14

588

-6,67

14.12.14

529

-10,03

20.12.14

565

6,81

21.12.14

573

1,42

26.12.14

582

1,57

02.01.15

595

2,23

04.01.15

606

1,85

09.01.15

623

2,81

11.01.15

624

0,16

14.01.15

633

1,44

17.01.15

640

1,11

23.01.15

641

0,16

26.01.15

652

1,72

30.01.15

665

1,99

08.02.15

650

-2,26

13.02.15

658

1,23

20.02.15

668

1,52

27.02.15

664

-0,60

 

Anfang 2015 – Heute (Anfang 2017)
Leider verstarb Rocko im Mai 2015 und Othello bekam Bentley und Balou an die Seite. Im Sommer 2016 bekamen die drei und meine andere Gruppe einen neuen Käfig. Balou kam kurz darauf in die Pubertät und verzoffte sich mit Othello und Bentley so sehr, dass ich ihn wieder abgeben musste. Seitdem lebt Othello glücklich mit Bentley zusammen und ist noch einmal ordentlich aufgeblüht. Im neuen Käfig hat er ordentlich zugenommen und ist nun ein Brummer von 780-800g. Es geht ihm so gut wie nie und ich bin froh, dass ich ihn damals nicht aufgegeben sondern gekämpft habe.

(c)Autor/ Erfahrungsbericht: Miriam Slaby, 2017