Im August 2012 habe ich aus einem Animal Hoarding Fall zwei Chinchilla bei mir aufgenommen. Ein Chinchilla Böckchen (geb. im Februar 2012) mit dem Namen Chilli und ein Weibchen (geb. im November 2011) mit dem Namen Pepi. Das Weibchen war zum Zeitpunkt der Aufnahme bereits trächtig. Wie alles begann....
November 2018
Bei meiner abendlichen Säuberungs-, Fütterungs- sowie Kontrollroutine entdeckte ich eine kleine harte Beule am Unterkiefer meines Chinchilla Böckchens. Da er keinerlei Reaktion auf meine Berührung zeigte und sein Fressverhalten sowie allgemeiner Zustand unverändert war, habe ich dem keinerlei Beachtung mehr geschenkt.
Dezember 2018
Chilli hat erstmalig Durchfall bekommen. Ich habe mir nichts dabei gedacht und auf Anraten eines Tierarztes „Bird Bene Bac“ gekauft und verabreicht. Siehe da: der Durchfall war gleich am nächsten Tag der Behandlung weg.
Januar 2019
Ich entdeckte ein tränendes Auge bei Chilli. Sein Fell war um das Auge herum feucht. Nach einer Untersuchung beim Tierarzt bekamen wir folgende Diagnose: Tränendes Auge aufgrund von Zugluft. Nach einem Blick in sein Mäulchen wurden seine Zähne als unauffällig und normal abgesegnet. Das Auge wurde eine Woche mit einer Augensalbe behandelt.
März 2019
Chilli wird erneut von Durchfall geplagt. Da das Mittel „Bird Bene Bac“ beim letzten Mal gut geholfen hat, habe ich dieses vom Tierarzt besorgt und ihm verabreicht. Mein Chin hat das Mittel übrigens gern von meinem Finger geleckt.
Juli 2019
Er hat erneut Durchfall. Diesmal wurde ich stutzig und ich fand diese Sache mehr als merkwürdig. Schon wieder Durchfall, wie konnte das Möglich sein? Ich habe den ganzen Tag im Internet recherchiert und habe viele gruselige Erfahrungsberichte gelesen. So entschied ich mich noch am selben Abend mit meinem Tier in eine große Tierklinik zu fahren. Mein Tier wurde abgetastet, abgehört, geröntgt und eine Kotuntersuchung durchgeführt.
Auf MEINEN! Hinweis ihm bitte in sein Mäulchen zu schauen, wurde auch das erledigt und seine Zähne erneut als unauffällig abgetan. Mit der Beule an seinem Unterkiefer schien es, laut Tierarzt, nicht zusammen zu hängen. Diagnose des Tierarztes war folgende: 1. Wiederkehrender Durchfall aufgrund von Giardien und Hefepilz im Kot und 2. Aufgasung. Aufgrund dieser Diagnosen bekamen wir das Mittel „Nystatin“, welches wir über 14 Tage nehmen sollten. Und ein zweites Mittel, an dessen Namen ich mich leider nicht mehr erinnern kann, welches speziell für den Giardienbefall sein sollte. Dieses sollten wir nur drei Tage einnehmen, da es eine starke Wirkung gehabt hat. Nach der 14-tägigen Behandlung sind wir zur Nachkontrolle gefahren. Er wurde erneut abgetastet, abgehört, Kot untersucht. Wir sollten „Nystatin“ vorsichtshalber weitere 10 Tage nehmen.
Ende August 2019
Erneut Durchfall! Ich wurde beinahe wahnsinnig. Mein armes Tier! So habe ich diesmal seinen Kot aus dem Käfig gesammelt und bin damit sofort zu einem anderen Tierarzt gefahren. Diagnose hier war: leichter Giardienbefall und Hefepilz. Nystatin muss erneut gegeben werden. Diesmal sollten, nach Anraten der Tierärzte, alle drei Chinchilla der Gruppe behandelt werden, um angeblich ständige Ansteckung untereinander zu vermeiden. So habe ich alle drei Chinchilla der WG behandelt. Die Tiere haben das Mittel gerne von meinem Finger geleckt.
September 2019
Diesmal schien alles anders zu sein. Das Mittel half nicht und er wurde, nach einer Woche Einnahme, wieder von Durchfall geplagt. Ich konnte nicht mehr. Auch mein Tier war sehr geschwächt und wog nur noch 500 Gramm. Scheinbar konnte kein Tierarzt die richtige Ursache des Durchfalls feststellen und uns richtig behandeln. Behandelt wurde nur punktuell die Symptomatik, es wurde jedoch nie nach der eigentlichen Ursache geforscht. Erneut saß ich Tage und Nächte im Internet und recherchierte. Ich schrieb E-Mails an unzählige Züchter, Tierärzte, Tierheilpraktiker und Chinchilla – Notanlaufstellen, mit der Hoffnung einen fachmännischen Rat zu erhalten. Keine Antwort!
In meiner Hilflosigkeit zweifelte ich so langsam an mir selbst als Halter dieser Tiere und empfand mich als unfähig diesen Tieren weiterhin ein schönes Zuhause bieten zu können.
Ich wurde auf die Internetseite „Chinchilla- Scientia“ aufmerksam. So schrieb ich auch dort eine E-Mail, in der ich unseren Fall schilderte. Wenige Stunden später: eine Antwort auf meine Mail. Ich war heilfroh! Hier wurde mir, durch unzählige fachmännische Ratschläge, sofort und effektiv geholfen. Von hier an standen wir im ständigem Kontakt. Nach Aufzählung unserer Symptome ließ sich, durch die Erfahrungen, eine erste Vermutung für die Vermehrung der Giardien und Hefen im Kot aufstellen. Scheinbar deuteten alle Symptome auf eine fortgeschrittene Zahnproblematik hin. Denn was viele nicht wissen (auch die Tierärzte nicht) ist, dass Giardien im Kot des Chinchilla oft latent nachweisbar sind, jedoch bei einem gesunden Tier keinerlei Probleme bereiten und zu keinen Symptomen führen. Da das Tier aufgrund der Zahnproblematik das Futter nicht vernünftig zerkauen kann, gerät die Darmflora aus dem Gleichgewicht, was eine Einladung für ein Ungleichgewicht für Giardien und Hefen sein kann. Zum anderen wird das Immunsystem durch die Zahnerkrankung so geschwächt, dass es deshalb zu einer Vermehrung von Giardien und Hefen kommt. Mir wurden zahlreiche wertvolle Tipps gegeben, wie ich meine Tiere in vielen Situationen selber effektiv zu Hause behandeln kann. So besorgte ich alle vorgeschlagenen Mittel: Colosan, Darm Rein Nager von CD Vet und ägyptisches Schwarzkümmelöl. Das Colosan sollte ich bei Bedarf gegen akuten Durchfall geben, Darm Rein und ägypt. Schwarzkümmelöl (als mehrwöchige Kur, bei täglicher Gabe) zur Darmsanierung, Stärkung des Immunsystems und zur Entgiftung. Beide Mittel wirken Wunder bei verschiedenen Ursachen von Durchfall, unter anderem auch bei Giardien und Hefen. Das Darm Rein von CD Vet baut außerdem die Darmflora auf, die aufgrund der Gabe der oben genannten Medikamente stark angeschlagen war. Zu meiner Überraschung musste ich feststellen, dass es meinem Chinchilla schnell besser ging (der Durchfall ist weg), gut tut und er mit der Gabe dieser Mittel und einer kleinen Umstellung im Futter auch an Gewicht zugelegt hat. Lange haben wir überlegt, zu welchem Tierarzt ich mit meinem Problemchin gehen kann. Da die Auswahl, aufgrund meiner vorher gemachten Erfahrungen, nicht mehr groß war und man buchstäblich die Nadel im Heuhaufen suchen musste, nahm ich jeden hilfreichen Hinweis an. Aus Erfahrungen von Chinchillahaltern hieß es, dass es in Frohnau eine auf Chinchilla spezialisierte Ärztin gibt. So packte ich meine drei Chins ein und nahm eine lange Autofahrt auf mich. Alle drei Chinchilla wurden, zu meiner Überraschung - auch mein Problemchin - als gesund und die Zähne als vorbildlich dargestellt. Ich bestand jedoch darauf, dass mein Böckchen dennoch geröntgt wird. So wurde ihm, zu allem Übel, dafür eine Gasnarkose verabreicht. Obwohl mein Tier in Narkose war, wurde nur ein Röntgenbild von einer Seite gemacht. Dazu kommt, dass das Röntgenbild verkippt und von schlechter Qualität ist, was eine ausführliche Diagnose unmöglich macht. Anhand dieses schlechten Röntgenbildes wurden wir mit folgender Diagnose nach Hause geschickt: mein Tier hätte leichte Granulome am Unterkiefer, daher die Beule. Uns wurde „Metacam“ mitgegeben, da er aufgrund dessen Schmerzen hat. „Das geben Sie ihm erst mal für ein paar Wochen und dann sehen wir weiter.“
Die Röntgenaufnahme habe ich auf Anraten von Chinchilla Scientia abfotografiert. Diese wurde sofort an eine Tierärztin nach Hanau geschickt, die sich auf Zahnkrankheiten von Chinchilla spezialisiert hat. Erschreckende Diagnose und somit Bestätigung und Gewissheit des vorher aufgestellten Verdachtes war Folgendes: mein Chinchilla hat fortgeschrittenes, sogenanntes retrogrades Zahnwachstum. Prognose für ein Chinchilla mit dieser Diagnose ist schlecht, die Krankheit ist nicht heilbar.
Oktober 2019
Jetzt ist Fakt, dass ich einen Tierarzt brauche der meinen Chin fachmännisch behandeln kann. Denn mein Tier hat Schmerzen und leidet! Für meinen Chinchilla heißt es, dass er täglich Schmerzmittel braucht und regelmäßig zur Behandlung seiner Zähne zu einem spezialisierten Tierarzt müsste. Nach einer Ohnmacht folgte die nächste, denn ich hatte ein großes Problem: es scheint keinen Tierarzt im Großraum Berlin zu geben, der mein Tier vernünftig behandeln kann. Geschweige denn, der sich überhaupt mit der Problematik auskennt und sie erkannt hat. Unsere Lage scheint jetzt festgefahren. Sieben verschiedene Tierärzte quer durch Berlin später, weiß ich, wie man auch meinem Bericht entnehmen kann, dass mein Tier die ganze Zeit falsch behandelt wurde. Das zeugt leider, auch wenn es nicht jeder hören mag, von Unwissenheit der Tierärzte. Denn wenn auch nur ein Tierarzt wirklich Ahnung von diesen exotischen Tierchen hätte, dann hätte dieses Problem schon früher erkannt und effektiv angegangen werden können. Heute weiß ich, dass das tränende Auge, die "Beulen" im Unterkiefer sowie der immer wiederkehrende Durchfall miteinander zusammenhängen und wir die ganze Zeit von verschiedenen Tierärzten falsch behandelt wurden. Denn sowohl das tränende Auge, die Beulen als auch der Durchfall lassen sich auf das retrograde Zahnwachstum zurückführen. Viele Tierärzte haben uns innerhalb dieser Phase untersucht und „behandelt“, wenn man es so nennen kann, und keiner dieser Tierärzte, auch nicht die vermeintlichen Spezialisten (wie sie sich selber nennen oder genannt werden) unter ihnen, haben das Problem erkennen können.
Momentan sieht unsere Lage folgender Maßen aus: Wir suchen einen Tierarzt, der vernünftig röntgt, um eine vollständige Diagnose und Prognose erhalten zu können. Danach muss man weiter sehen. Ich weiß aber (auch wenn es sehr weh tut), dass der Augenblick kommt und ich gezwungen sein werde, mein Tier erlösen zu lassen. Es ist nur noch eine Frage der Zeit.
Aktuelles: Leider wurde das Chin am 18.10.19 erlöst, nachdem wir eine recht kompetente Tierarztin gefunden haben und diese das Ausmaß der Krankung erkannte und der Halterin zur Euthansaie riet. Sie sagte zwar, dass man theoretisch operieren könnte, es aber Quälerei wäre und er nicht mehr gesund werden würde. Die Besitzer wollten Chilli weiteres Leiden ersparen...